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Buchbinderleder
Zum Einbinden von Büchern. Die wichtigsten Verarbeitungsanforderungen an die Ledereigenschaften sind hier eine gute Weichheit bei genügender Formstabilität. Das Leder muss sich an den Einband (früher Buchenholzbretter), der meist aus Pappen besteht, fest anlegen lassen und im Buchrücken beweglich sein. Besonders bei dem vorbereitenden Arbeitsgang des Abschärfens darf sich das Leder nicht gummiartig ausziehen. Auf den Buchrücken müssen sich aber auch die wulstförmigen Bünde aus dem Leder herausarbeiten lassen. Da es sich meist um wertvollere Bücher handelt, wird eine lange Haltbarkeit vorausgesetzt.
Für die Lederlagerung ergibt sich damit zuerst eine entsprechende Rohfellauswahl. Die Ziegenfelle der verschiedenen Provenienzen bilden das Hauptkontingent, daneben Haarschaffelle, Rind- und Schweinshäute sowie Kalbfelle und, in geringerem Umfang, auch Schaffelle und Skivers (Schafnarbenspalte für besondere Einsatzzwecke). Ober einen ausreichenden Äscher (eventuell einen Kalknachäscher) und eine gute Beize wird die Grundlage für die Weichheit des Leders geschaffen. Die Gerbung erfolgt fast ausschließlich pflanzlich. Dabei sollten möglichst nur Pyrogallol-Gerbstoffe zum Einsatz gelangen, die weniger oxidationsanfällig sind. In diesen Gerbmaterialien sind auch Anteile an puffernden Salzen vorhanden, die die Gefahr der Säureschädigung der Leder durch Industrielufteinfluss verringern. Im Hinblick auf die Lichtechtheit ist der früher zur Buchbinderledergerbung eingesetzte Sumachgerbstoff auch heute noch wichtig, obwohl auch hier in großem Umfang pflanzlich vorgegerbte Leder verwendet werden müssen. Diese ostindischen Leder werden teilweise entgerbt und mit Sumach, aber heute auch mit synthetischen Gerbstoffen, hellfarbig nachgegerbt.
Für besondere Zwecke können auch alaungegerbte, weißgare Schweinsleder Verwendung finden sowie Pergamentleder. Auch an die Oberflächenbeschaffenheit sowie die Färbung der Leder werden bestimmte Anforderungen gestellt. Ein Teil der Leder werden naturfarben verarbeitet und in der Buchbinderei individuell nachgebeizt. Dazu dürfen aber in keinem Fall Eisensalze verwendet werden. Das Leder muss sich nach einer oberflächlichen Entfettung prägen (Druck + Wärme) und vergolden lassen. Um das Blattgold fest mit dem Lederuntergrund verbinden zu können, muss eine Grundierung mit Eiweiß erfolgen, die sich nach dem Auftrag (Auspinseln der vorbereiteten Prägevertiefungen) fest im Leder verankern muss. Die meisten Leder werden daher naturfarben oder mit Farbstoffen eingefärbt zur Verarbeitung kommen, ein Teil wird aber auch von der einfarbigen Oberfläche bis zum Antikeffekt zugerichtet sein. Eine wichtige Rolle spielt bei den Ledern die Narbenstruktur, das Narbenkorn, so daß das Krispeln (auch als Levantieren bezeichnet) ebenso durchgeführt wird wie das Narbenprägen (Levante Pressnarben). Für den Bereich der Vergoldung muss sich der Narben aber glätten lassen. Daneben werden auch Leder mit glatter bis hochglänzender Oberfläche verarbeitet, die entsprechend gebügelt werden. Die für Buchbinderleder vorhandenen Vorschriften entsprechen im wesentlichen den Anforderungen, die an Galanterieleder, gestellt werden. Aufgrund der langen Tradition haben sich im Buchbinderhandwerk spezielle Ledernamen herausgebildet und gehalten. Die echten Saffianleder, Ziegenleder, in verschiedenen Farben mit dem durch das Krispeln herausgearbeiteten Narben (früher wurden zusätzlich schwarz gefärbte, glatte Saffiane als Marokkoleder und genarbte als Korduanleder bezeichnet). Ecrasé-Ziegen sind gebügelte Leder mit feiner Narbenmaserung für Vergoldungen. Daneben gibt es auch die weiteren Einteilungen der Nigerziegen (meist mit einer roten Einfärbung), Karawanenziegen mit Naturfarben und Oasenziegen (Sudanziegen) sowie Bocksaffiane (ostindische Ziegenleder). Die Haarschafleder (Bastarde) werden als Bockleder gehandelt und die Moutonleder sind die eigentlichen Schafleder. Um hier eine genaue Angabe zu haben, wurde schon 1911 vom Verein deutscher Bibliothekare verlangt, dass die Leder zusätzlich zu den Sachbezeichnungen die Abstempelungen der wirklich verwendeten Haut- und Fellarten tragen sollten.
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