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Füllmittel

Narbengeschliffenes oder gespaltenes Leder, zuweilen auch vollnarbiges Leder mit gröberem Porenbild, erfordert einen stark füllenden, als Oberflächenversiegelung bezeichneten Abschluss. Unregelmäßigkeiten der Lederoberfläche sollen möglichst weitgehend egalisiert, raue oder längerfaserige Stellen geebnet werden. Das fertig zugerichtete Leder muss dabei keineswegs glatt wie Lackleder sein, weil es dann unnatürlich, kunststoffartig aussieht. Die füllende, versiegelnde Zurichtschicht wird in vielen Fällen durch Aufpressen eines feinporigen Narbenbildes oder durch Phantasienarben aufgelockert.

Fülle und egalisierender Abschluss werden in erster Linie durch die Grundierschicht

herbeigeführt. Als Füllmittel dienen vornehmlich mit farblosen Pigmenten bzw. Mattiermitteln versetzte Wachsemulsionen. Sie sind auf synthetischen Wachsen, auf gebleichtem Ozokerit oder auf natürlichem Wachs, meistens Carnaubawachs, aufgebaut, enthalten als Pigmentträger daneben Lösungen von Casein oder modifizierten Caseinsubstanzen und sind mit Kaolin, Talkumpuder, Bentonit oder speziellen Kieselsäurederivaten pigmentiert. Die pigmentierenden Füllstoffe ergeben die erwünschte Fülle und Flächenruhe, die Wachssubstanzen ergeben zusammen mit den Eiweißstoffen Fülle und Oberflächenglätte. Außerdem wirkt das Wachs störendem Kleben der Polymerisatbindemittel in der Grundierung beim Bügeln oder Narbenpressen entgegen. Die anorganischen Füllkörper mattieren die Filmschicht. Das ist im Interesse der angestrebten Flächenruhe erwünscht, zumal eine matte Grundierschicht durch glanzgebende Farb- und Appreturschichten kompensiert werden kann. Die Füllkörper neigen aber auch zu grauem Aussehen. Sie müssen deshalb, vor allem bei dunklen Farbtönen und Schwarz, vorsichtig dosiert sein und sollten nur in der Grundierschicht verwendet werden.

Wenn die Grundierung weniger intensiv füllen muss, wenn sie mit geringer Schichtdicke aufgebracht wird, vornehmlich die Oberfläche glätten und die Saugfähigkeit für den Auftrag dünnschichtiger Effektfarben und Appreturen vermindern soll, werden als Füllmittel pigmentfreie Wachsemulsionen oder kombinierte Emulsionen von Wachsen und Ölen verwendet. Sie bewirken vollen, glatten und weichen Griff und fungieren zugleich als Hilfsmittel für verbesserte Bügel- und Stapelfähigkeit des grundierten Leders, da die Oberfläche weniger klebrig ist.

Die Wachsemulsionen sind meistens nichtionischer Natur, sie können auch anionisch oder schwach kationisch sein. Nichtionische Emulsionen sind nach dem Abbügeln oft besser nässebeständig als die verseiften, anionischen Emulsionen; anionische bewirken meistens stärker füllenden Abschluss. Kationische Emulsionen werden für Spezialeffekte benützt, um vollen, runden Griff zu erzielen, Narbenfehler möglichst weitgehend zu verdecken und um die Oberflächenklebrigkeit intensiv zu vermindern. dass kationische Emulsionen überhaupt gemeinsam mit den anionischen Grundiermitteln angewendet werden können und dass sie sich nicht gegenseitig ausfällen, beruht darauf, dass die Kationaktivität nur im sauren Medium wirksam ist. Je mehr der pH-Wert der Gesamtmischung durch die überwiegend neutral bis schwach alkalisch eingestellten anionischen Bindemitteldispersionen, Caseinlösungen und Pigmentfarbenteige angehoben wird, um so mehr geht die kationische Ladung in nichtionisches Verhalten über, um so besser sind kationische Emulsionen mit anionischen verträglich. Um gute Stabilität der Mischung zu gewährleisten, sollten die ohnehin in geringeren Anteilen angewendeten kationischen Wachsemulsionen erst zum Schluss eingerührt werden, nachdem die anionischen Komponenten zuvor zusammengemischt worden sind. Es ist auch vorteilhaft, dass die kationische Emulsion vor Verdünnen des Gesamtansatzes untergemischt wird, da die Ladungsaktivität in konzentrierten Flüssigkeiten weniger intensiv ausgeprägt ist als bei Anwesenheit einer größeren Wassermenge.



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lederherstellung/zurichtung/fuellmittel.txt · Zuletzt geändert: 2019/04/28 19:14 von admin