Inhaltsverzeichnis
Einfärbung Durchfärbung Narbenmembranfärbung
Durchfärbung von Leder:
Die Bezeichnung „Durchgefärbtes Leder“ bezieht sich auf Leder, welches mit wasserlöslichen Farbstoffen so durch den Lederquerschnitt gefärbt wurde, dass keine ungefärbte Zone / Innenzone verbleibt. Der Farbstoff soll dabei den Lederquerschnitt komplett durchdringen und dadurch eine vollständige Färbung der gesamten Matrix erzeugen. Bis auf einige wenige traditionelle Lederarten (bei Rindbox ist das Erreichen einer Durchfärbung nicht gefordert), marktüblich und notwendig.
Einfärbung von Leder:
Die Bezeichnung „Eingefärbtes Leder“ kann sich auf eine mehr oder weniger tiefe Färbung der Ledermatrix beziehen. Hierbei sind die jeweiligen Außenzonen des Leders mehr oder weniger tief eingefärbt. Die Durchfärbung muss hierbei kein Ziel sein und es kann eine ungefärbte Innenzone verbleiben. Traditionelle Lederarten wie Rindbox, Boxkalb, Chevraux und Chevrette sind grundsätzlich nicht durchgefärbt.
Probleme der Durchfärbung:
Durchfärbungsprobleme äußern sich immer in einer nicht erfolgten Durchdringung des Lederquerschnitts, wobei die beiden äußeren Schichten eine mehr oder weniger tiefe Einfärbung aufweisen. Diese nicht durchgefärbte Zone befindet sich i. d. R. ziemlich zentral in der Mitte bis zum oberen Drittel in Richtung der Papillarschicht (zur ehemaligen Haarseite) . Diese ungefärbte Zone zeigt die ursprüngliche Eigenfarbe der Gerbung und wird sich in der Regel von den eingefärbten Zonen farblich unterscheiden.
Färbung der Narbenmembran:
Trotz erfolgreicher Durchfärbung ist das Phänomen einer hauchdünnen nicht durchgefärbten Zone direkt unter dem Narben der obersten Papillarschicht bekannt. Diese Erscheinung ist, trotz erfolgreicher Durchfärbung durch den gesamten Lederquerschnitt, erkennbar und führt zu einer stärkeren Sichtbarkeit von Kratzern auf der Lederoberfläche, da die offenbar nicht durchgefärbte Zone unmittelbar unter dem Narben innerhalb der Papillarschicht zu finden ist. Bei typischen, nicht durchgefärbten Ledern wäre die ungefärbte Zone zentral in der Mitte bis zum oberen Drittel in Richtung Papillarschicht sichtbar.
Bei chromgegerbten Ledern kann diese Problematik nur durch intensive hautaufschließende Wasserwerkstattarbeiten, sowie eine intensive Neutralisation mit gründlichen Waschvorgängen im Anschluss an die Neutralisation entgegen gewirkt werden. Der Einsatz von Färbereihilfsmitteln mit Penetrationssteigerungsvermögen von Farbstoffen wirkten sich ebenfalls positiv aus. Die Ursache solcher ungefärbten Narbenmembranbereiche ist nicht abschließend aufgeklärt, vermutlich aber die Folge eines besonders festen und dicht strukturierten Bereichs direkt unter dem Narben innerhalb der oberen Papillarschicht. Dieser feste dicht strukturierte Bereich ist grundsätzlich schwieriger zu durchdringen und kann aber auch schwerer wieder von durchgedrungenen Stoffen befreit werden. Das ist besonders nach der Neutralisation durch Waschprozesse aber zwingend notwendig, um eben die bekannte schwierige Penetration zu erreichen.
Bei chromfreien Leder, sind neben der histologischen Problematik, ähnliche Ursachen wie bei den Chromledern bekannt. Allerdings sind auch hier intensive Wasserwerkstattarbeiten mit möglichst homogener Verteilung der Hilfsmittel zur Vorgerbung / Stabilisierung notwendig. Die besonders gleichmäßige pH-Wert - Justierung vor der Ausgerbung mit vegetabilen und / oder synthetischen Gerbstoffen erscheint besonders wichtig und muss nicht nur vertikal im Querschnitt des Leders gleichmäßig erfolgen, sondern auch horizontal direkt unter dem Narben im Bereich der Narbenmembran stattfinden.
Ungeachtet aller bekannten technischen Maßnahmen zu Durchfärbung und bei Erreichen einer offensichtlich vollständigen Durchfärbung können, innerhalb einer Partie, Unterschiede in der Anfärbung / Durchfärbung der Narbenmembran auftreten. Es ist nicht bekannt, dass Hautstrukturunterschiede unterschiedlicher Rinderrassen oder Gattung zu unterschiedlichen Einfärbeverhalten der Narbenmembran führen. Allerdings bekannt sind Einflüsse aus der Art der Konservierung. Bei getrockneter Ware und besonders bei schnell getrockneter Rohware kann durch eine Art „Pergamentierung“ der Narbenmembran eine unfärbbare Zone und unter besonders kritischen Bedingungen auch eine nicht ausreichende Penetration aller zur Lederherstellung verwendeter Hilfsmittel führen.
Prüfung der Narbenmembrandurchfärbung im Prozess:
Während dem Prozess der Färbung ist die Nichtanfärbung, bzw. nicht erfolgte Durchfärbung der Narbenmembran i. d. R. nicht erkennbar, da die Überprüfung des feuchten und / oder getrockneten Lederquerschnitts eine vollständige Durchfärbung aufweist. In seltenen Fällen kann schon während des Färbeprozesses beim Abmustern durch leichtes narbenseitiges horizont
ales Kratzen der Oberfläche eine evtl. verbliebene ungefärbte Narbenmembran sichtbar werden.
Sehr häufig ist die Nichtanfärbung der Narbenmembran erst nach der Zurichtung und vollständigen finalen Trocknung des Leders erkennbar. Leider nicht innerhalb einer Partie gleichmäßig, sondern oft nur vereinzelt sichtbar.
Nach derzeitigem Stand der Technik ist die Problematik der Narbenmembrananfärbung nicht vollständig geklärt, bzw. nicht gesichert zu vermeiden.
Kategorien:
Quellenangabe:
Zitierpflicht und Verwendung / kommerzielle Nutzung
Bei der Verwendung von Inhalten aus Lederpedia.de besteht eine Zitierpflicht gemäß Lizenz CC Attribution-Share Alike 4.0 International. Informationen dazu finden Sie hier Zitierpflicht bei Verwendung von Inhalten aus Lederpedia.de. Für die kommerzielle Nutzung von Inhalten aus Lederpedia.de muss zuvor eine schriftliche Zustimmung (Anfrage via Kontaktformular) zwingend erfolgen.
www.Lederpedia.de - Lederpedia - Lederwiki - Lederlexikon
Eine freie Enzyklopädie und Informationsseite über Leder, Ledertechnik, Lederbegriffe, Lederpflege, Lederreinigung, Lederverarbeitung, Lederherstellung und Ledertechnologie