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26 Neuere Erfahrungen übe die Chemischreinigungsechtheit von Bekleidungsleder aus dem Jahre 1962
Sonderdruck aus -LEDER- UND HÄUTEMARKT'S Beilage „Gerbereiwissenschaft und Praxis„', Juli 1962
Neuere Erfahrungen über die Chemischreinigungsechtheit von Bekleidungsleder*
(Untersuchungen zur Lederbehandlung bei Verarbeitung und Gebrauch IV 1) )
Von H. Herfeld und W. Pauckner
Aus der Versuchs- und Forschungsanstalt für Ledertechnik der Westdeutschen Gerberschule Reutlingen
*) Vorgetragen von W. Pauckner auf der 14. Jahreshauptversammlung des VGCT in Freiburg am 1. 6. 1962.
Die Verwendung von Lederbekleidung hat in den letzten Jahren immer mehr zugenommen, neben Sämischleder und nitrogedecktem Bekleidungsleder für die Berufskleidung wird für das große Gebiet der modernen Lederbekleidung insbesondere Velour-und Nubukleder einerseits und Nappaleder andererseits eingesetzt, und in neuerer Zeit kamen noch Kostüme, Röcke und Hemden aus Leder sowie Textilbekleidungsstücke mit Lederapplikationen hinzu. Damit wurde aber auch die Klärung der Frage einer sachgemäßen Reinigung solcher Bekleidungsstücke immer dringender, denn sie stellt den Chemischreiniger vor Probleme und Fragen, die nur bei genauer Kenntnis der Eigenschaften des Leders und seines Reinigungsverhaltens befriedigend gelöst werden können. Wir haben uns daher seit langem eingehend mit diesen Fragen befasst und umfangreiche systematische Untersuchungen durchgeführt, um für Reinigung und Nachveredlung optimale Bedingungen zu erarbeiten. Die Ergebnisse dieser Untersuchungen, die sich zunächst bevorzugt mit der Reinigung von Velourleder befassten, wurden bereits veröffentlicht^, so dass wir uns hier auf eine kurze Wiedergabe der Schlussfolgerungen beschränken können. Für die Reinigung von Lederbekleidung kommt nur eine Chemischreinigung mit organischen Lösungsmitteln in Betracht. Unter den üblicherweise verwendeten Lösungsmitteln ist dem Schwerbenzin gegenüber Perchloräthylen oder anderen chlorierten Kohlenwasserstoffen unbedingt der Vorzug zu geben, da letztere und auch Leichtbenzin eine stärkere Entfettung, eine stärkere Verschlechterung des Griffs und der Fülle des Leders, eine meist stärkere Beeinflussung der Fläche und ein stärkeres Ablösen der Farbstoffe, verbunden mit einer Aufhellung der Lederfarbe und einer Farbtonverschiebung, bewirken. Die Reinigung selbst kann bei Temperaturen bis zu 40° C durchgeführt werden, höhere Temperaturen sind wegen der Gefahr von Schrumpfungen und Verhärtungen zu vermeiden. Ebenso muss eine mechanische Strapazierung auf ein Mindestmaß beschränkt werden, d. h. die Umdrehungsgeschwindigkeit muss möglichst niedrig gehalten werden, die Apparate dürfen keine zu hohe Beladung erfahren, und das Flottenverhältnis darf nicht unter 1 : 20 gewählt werden. Beim Spülen genügt ein Flottenverhältnis von 1 : 10 und Zimmertemperatur. Die Behandlungsdauer sollte 30 Minuten nicht überschreiten, oft genügen kürzere Zeitspannen. Unter den Gesichtspunkten einer möglichst schonenden Behandlung sind auch die Arbeiten nach beendigter Reinigung durchzuführen. Eine längere Nachbehandlung in Schleudern oder Tumblern sollte vermieden werden, da dadurch das Fasergefüge zu sehr strapaziert wird. Daher empfiehlt sich, die Leder nach der Reinigung nach kurzem Abschleudern im ruhenden Zustand bei bewegter Luft und Temperaturen nicht über 40° C, besser noch bei Zimmertemperatur zu trocknen. Ein nachfolgendes Bügeln darf nur bei mäßig erhöhter Temperatur geschehen.
Bei wasserlöslichen Verschmutzungen läßt sich nicht vermeiden, Reinigungsverstärker und Wasser in geringen Mengen mit zu verwenden, da sonst keine vollständige Entfernung dieser Verschmutzungen gewährleistet ist. Allerdings dürfen keine höheren Zusätze angewandt werden, da sie den Flächenverlust und die Benetzbarkeit stark erhöhen. Schon relativ geringe Wassermengen steigern die Schrumpfung des Leders beträchtlich und bewirken Versprödungen und Verhärtungen. Bereits 4 % Wasser, bezogen auf Lösungsmittelmenge, lassen diese Erscheinung sehr deutlich werden. Reinigungsverstärker in größeren Mengen steigern diese Wirkung, verstärken außerdem die Aufhellung der Lederfarbe und die Farbtonverschiebung und erhöhen die Benetzbarkeit des Leders sehr stark. Ein Zusatz von 0,1 - 0,2 % Reinigungsverstärker und 0,5 % Wasser auf Lösungsmittelmenge reicht aus, um eine genügende Reinigungswirkung zu erreichen. Ein Anbürsten mit Reinigungsverstärkern bietet, außer wenn man einzelne Flecken entfernen will, gegenüber dem Zusatz zum Reinigungsbad keine Vorteile. Es läßt sich aber auch unter Berücksichtigung der dargelegten Gesichtspunkte nicht vermeiden, dass die Lederbekleidung gewisse Veränderungen bei der Chemischreinigung erfährt. Die Leder werden einmal mehr oder weniger entfettet, wodurch Verschlechterungen der Weichheit und Geschmeidigkeit des Leders, Änderungen des Farbtons und Verschlechterungen des Verhaltens gegenüber Wasser auftreten. Diese Veränderungen sind nicht immer nur durch den Reinigungsprozess bedingt, sie können auch andere Ursachen haben, treten aber erst nach der Reinigung deutlich in Erscheinung und beeinträchtigen daher dem Kunden gegenüber das Ergebnis der Reinigung. Daher müssen häufig im Anschluss an die Chemischreinigung Nachveredlungen wie Fetten, Färben und Hydrophobieren durchgeführt werden. Die Nachfettung von Lederbekleidung sollte entweder unmittelbar im Spülbad oder nach dem Auftrocknen durch Eintauchen in eine Lösung des Fettungsmittels in Schwerbenzin durchgeführt werden, während ein Aufspritzen von Fettlösungen wegen der schwierigen Dosierbarkeit und der Gefahr des Auftretens stark oberflächlicher, ungleichmäßiger und streifiger Fettungen und eines zu fettigen Griffes, von Sonderfällen abgesehen, nicht zu empfehlen ist. Als Fettungsmittel sollten unbehandelte Fette (Klauenöl, Spermöl) oder höchstens ganz schwach hydrophilierte Fettungsmittel verwendet werden, da stärker wasserlösliche Produkte die Fettaufnahme verschlechtern und die Benetzbarkeit der Leder ungünstig beeinflussen. Die Nachfettung im Spülbad wird m Schwerbenzin bei einer Behandlungsdauer von 20-30 Minuten, 30-40° C und einem Flottenverhältnis von 1 : 5 mit Fettmengen von 15-20 %, bezogen auf das Gewicht des Reinigungsgutes, durchgeführt. Bei Nachfettung durch Tauchen genügt eine Fettmenge von 10 %, da das Leder infolge der vorherigen Trocknung leichter Fett aufnimmt. Das Flottenverhältnis ist 1:5 und die Tauchdauer 10 Minuten bei Zimmertemperatur. Für die Nachfärbung gereinigter Lederbekleidung wurden Arbeitsvorschläge der Farbenfabriken Bayer, der BASF und der Farbwerke Hoechst nachgearbeitet. Dabei ergaben sämtliche Verfahren gleichmäßige Färbungen mit einwandfreier Trocken- und Nassreibechtheit, wenn der Farbton demjenigen des ursprünglichen Leders möglichst ähnlich gehalten wird, während von Umfärbungen auf ganz andere Farbtöne mit Nachdruck abzuraten ist. Die Nachhydrophobierung gereinigter Lederbekleidung sollte möglichst mit Hydrophobierungsmitteln, die in organischen Lösungsmitteln angewandt werden, durchgeführt werden, da sie genügend kleinteilig gelöst sind, um eine gute Tiefenwirkung zu gewährleisten. Sie kann entweder im bewegten Bad oder durch Tauchen oder Plüschen unmittelbar nach der Reinigung oder durch Überplüschen oder Überspritzen nach dem Trocknen erfolgen. Die letzteren Verfahren ergeben allerdings eine geringere Tiefenwirkung und sollten daher nur angewandt werden, wenn eine Auffärbung des Reinigungsgutes erfolgt, da dann eine vorherige Hydrophobierung vor dem Färben die Farbbindung und damit die Farbechtheit stark beeinträchtigen kann.
Eine sachgemäße Reinigung kann jedoch nur durchgeführt werden, wenn schon die verarbeiteten Leder möglichst reinigungsbeständig sind. Auch über die Anforderungen an die Reinigungsechtheit von Bekleidungsleder haben wir bereits eingehend berichtet und dabei sowohl die Verfahren zur Prüfung der Chemischreinigungsechtheit und die Bewertung der dabei erhaltenen Ergebnisse ausführlich behandelt wie auch anhand eines umfangreichen Versuchsmaterials die Anforderungen dargelegt, die diesbezüglich an einwandfreie Bekleidungsleder gestellt werden müssen. Es muss gefordert werden, dass Velour- und Nubukleder, auf die sich unsere früheren Untersuchungen vorwiegend bezogen, bei sachgemäßer Behandlung mit Schwerbenzin auch unter Zusatz geringer Mengen an Wasser und Reinigungsverstärker und richtiger Nachfettung keine nennenswerten Veränderungen hinsichtlich Fläche, Griff, Weichheit und Farbton erfahren, und dass sie außerdem eine befriedigende Lichtechtheit und Reibechtheit der Färbung aufweisen. Wie wichtig gerade diese Fragen der Echtheitsanforderungen sind, zeigt ein Reklamationsfall, bei dem ein Käufer einer dunkelbraunen Velourlederjacke feststellte, dass das hellbeige Kunstleder des Autositzes eine grüne Färbung annahm. Es war zu untersuchen, ob diese Verfärbung durch das Kunstleder oder durch die Velourlederjacke verursacht wurde, wobei die Vermutung nahe lag, dass der Schaden durch Herauslösen einer Farbstoffkomponente aus dem Velourleder herbeigeführt wurde. Behandlungen des Velourleders mit den verschiedensten Lösungsmitteln und mit Wasser zeigten keinerlei Ausbluten einer grünen Farbstoffkomponente. Dagegen ergab das Auflegen des Velourleders unter Belastung sowohl auf dem fraglichen Kunstleder als auch auf einem weiß gedeckten Leder eine deutliche Grünfärbung. Daher lag der Gedanke nahe, dass die im Kunstleder und Leder enthaltenen Weichmacher ein Herauslösen einer Farbstoffkomponente herbeigeführt haben könnten, und tatsächlich zeigte sich beim Einlegen des Velourleders in Palatinol nach kurzer Zeit eine deutliche Grünfärbung des Weichmachers. Dieser Reklamationsfall beweist eindeutig, wie berechtigt die Forderung ist, dass Bekleidungsleder schon von vornherein bestimmten Echtheitsansprüchen genügen muss, und es wird auf Grund des dargelegten Falles notwendig sein, die bisher gestellten Forderungen durch eine Prüfung der Beständigkeit der Färbung von Bekleidungsleder gegenüber Weichmachern zu erweitern.
Die dargelegten Richtlinien für die Durchführung der Chemischreinigung und Nachveredlung von Lederbekleidung und der Anforderungen bezüglich der Chemischreinigungsechtheit von Bekleidungsleder waren vorwiegend für Velour- und Nubukleder erarbeitet worden, konnten aber nach unseren Untersuchungen in gleicher Weise auch für Narbenleder mit Nitrozurichtung Anwendung finden und waren ebenso auch für die Chemischreinigung von Sämischleder geeignet, wobei der Griff der letzteren Leder bei der Chemischreinigung besser als beim Waschen in Seifenlösung erhalten bleibt. In jüngster Zeit sind aber neue Reinigungsprobleme aufgetreten, da für Nappabekleidung und insbesondere für Kostüme und Röcke in erheblichem Umfange Leder eingesetzt werden, die keine Nitrozurichtung aufweisen, sondern bei deren Herstellung Polymerisatbinder verwendet bzw. mitverwendet wurden. Außerdem erfolgte ein erheblicher Einsatz solcher Leder für Lederapplikationen, und seitens der Reiniger wurde erklärt, dass sie im Falle von Textilien nicht mit Schwerbenzin reinigen könnten, da mit Perchloräthylen eine wesentlich bessere Reinigung von Textilien erreicht würde. Das wäre aber bedenklich, da Perchloräthylen bzw. Chlorkohlenwasserstoffe ganz allgemein, wie schon unsere Untersuchungen an Velourleder gezeigt hatten, infolge ihrer Polarität eine stärkere nachteilige Wirkung verursachen. Das bedeutet, dass im Falle der mit Polymerisatbindemitteln zugerichteten Bekleidungsleder und Lederapplikationen die Gefahr besteht, dass diese Bindemittel durch Perchloräthylen oder allgemein durch Chlorkohlenwasserstoffe gelöst bzw. zum mindesten angequollen werden. Dass Schwerbenzin auch nach dieser Richtung weniger bedenklich ist, war anzunehmen, es lagen aber auch keine Unterlagen darüber vor, inwieweit unter Umständen auch dieses Reinigungsmittel ähnlich ungünstige Auswirkungen haben könne. Durch ein Lösen bzw. Anquellen würden solche Zurichtungen mit Polymerisatbindemitteln natürlich eine starke Verminderung ihrer Widerstandsfähigkeit gegen reibende mechanische Beanspruchung und gegenüber Knickwirkung erfahren. Zur Klärung dieser Fragen haben wir daher weitere umfangreiche Untersuchungen durchgeführt. Dabei war von vornherein anzunehmen, dass die einzelnen Polymerisatbindertypen in ihrer Empfindlichkeit gegenüber Chlorkohlenwasserstoffen und Schwerbenzin graduelle Unterschiede aufweisen, und dass andererseits das Verhalten der Binderschichten durch Schlußaufträge von Emulsions-, Nitro- und Kaseindeckfarben eine wesentliche Beeinflussung auch in ihrem Verhalten gegenüber Perchloräthylen und Schwerbenzin erfahren dürfte, so dass wir auch diese Fragen bei unseren Untersuchungen mit zu klären versuchten.
Bei den durchgeführten Untersuchungen erhielten die Leder normale Deckfarbenzurichtungen mittels eines Bürstauftrages und zweier Spritzaufträge, wobei als Bindemittel für jeden Versuch jeweils nur ein Polymerisatbinder für sich eingesetzt wurde, um die einzelnen Binder getrennt in ihrem Reinigungsverhalten zu charakterisieren, obwohl wir uns im klaren waren, dass in der Praxis stets Bindergemische verwendet werden. Verwendet wurden 11 verschiedene handelsübliche Polymerisatbindemittel, deren Zuordnung in einzelnen Gruppen nach der Art der Monomere aus den Tabellen dieser Arbeit ersichtlich ist. Nach dem Auftrag wurden die Felle in vier Streifen unterteilt, und je ein Streifen erhielt einen Schlussauftrag mit Nitro-, Nitroemulsions- und Kaseindeckfarben, während der vierte Streifen keinen Schlussauftrag hatte, also nur die Grundzurichtung mit Polymerisatbindemitteln besaß. Die verschieden zugerichteten Leder wurden dann gemäß den für die Bestimmung der Chemischreinigungsechtheit von Bekleidungsleder ausgearbeiteten Richtlinien 1) sowohl mit Schwerbenzin als auch mit Perchloräthylen gereinigt, nachgefettet, aufgetrocknet und dann durch Beschauprüfung hinsichtlich Aussehens, Griffs und Ausblutens sowohl der Narben- als auch der Fleischseite beurteilt und schließlich auf Reibechtheit trocken und nass im Krais'schen Apparat und auf Dauerbiegefestigkeit im Flexometer geprüft. Die Ergebnisse dieser Prüfungen sind in den Tabellen 1-4 mittels Wertzahlen zusammengestellt, wobei 5 den besten, 1 den schlechtesten Wert bedeutet. Der Wert 5 entspricht stets dem Verhalten des gleichen Leders vor der Reinigung, die Wertzahlen geben also die relative Verschlechterung durch die Reinigung wieder. Für jeden Bindertyp gibt die obere Zahlenreihe die Befunde nach Reinigung mit Schwerbenzin, die untere die entsprechenden Werte nach Reinigung mit Perchloräthylen wieder.
Tabelle 1 zeigt die Ergebnisse der Beschauprüfung, wobei natürlich nur Veränderungen des Aussehens der Lederoberfläche bewertet wurden, da sich der Einfluss der verschiedenen Bindertypen nur in dieser Eigenschaft auswirkt, während etwaige Änderungen des Griffes nicht mit der Narbenzurichtung in Zusammenhang stehen und eine Änderung des Farbtons auf der Narbenseite weder in Schwerbenzin noch in Perchloräthylen erfolgte.
Tabelle 1
Auf der Fleischseite war bei Schwerbenzin eine leichte, bei Perchloräthylen eine stärkere Aufhellung der Farbe festzustellen. Aus den Werten geht eindeutig hervor, dass die reinen Polymerisatzurichtungen, vielleicht mit Ausnahme des ersten Binders auf Butadienbasis, gegen Perchloräthylen nicht beständig sind, sondern zum Teil gelöst, zum Teil angequollen werden. Durch Überspritzen mit den Schlußappreturen wurde im Falle von Kaseindeckfarbe eine gewisse, im Falle von Nitroemulsions- und Collodiumdeckfarbe eine wesentlich stärkere Verbesserung erzielt, wobei sich die Collodiumappretur im Durchschnitt noch etwas günstiger als die Emulsionsappretur verhielt und praktisch in keinem Fall bei der Beschauprüfung eine Veränderung festgestellt werden konnte. Bei der Reinigung in Schwerbenzin dagegen zeigt sich gegenüber Perchloräthylen in vielen Fällen ein starker Anstieg der Widerstandsfähigkeit, so dass schon die Hälfte der reinen Polymerisatzurichtungen ein einwandfreies Verhalten mit Wertzahlen von 5 oder 4/5 ergab. Durch Überspritzen mit den genannten Appreturen wurde auch bei den restlichen, nicht reinigungsbeständigen Zurichtungen eine wesentliche Verbesserung erreicht, so dass bei fast allen Zurichtungen günstige Wertzahlen erhalten wurden und der Unterschied zwischen den verschiedenen Schlußappreturen nur noch gering war, wenn sich auch der Kaseinauftrag in einigen Fällen etwas ungünstiger verhielt als der Nitroauftrag. Die Beständigkeit der einzelnen Bindertypen untereinander ist gegenüber Perchloräthylen nicht sehr unterschiedlich, doch verhalten sich einige Binder auf Butadienbasis graduell besser als die übrigen Typen. Wesentlich deutlicher zeigt sich diese Tendenz bei Reinigung mit Schwerbenzin. Hier verhalten sich die Butadien-und die Polyamidbinder weitaus besser gegenüber dem Einfluss des Lösungsmittels als die auf Chloropren- und Acrylatbasis aufgebauten Binder.
Tabelle 2 zeigt die Werte für die Trockenreibechtheit. Aus den Werten geht auch hier hervor, dass bei den reinen Polymerisatbinderzurichtungen mit wenigen Ausnahmen durch die Reinigung mit Perchloräthylen eine Verschlechterung der Trockenreibechtheit eintritt, allerdings nicht so ausgeprägt wie bei der Beschauprüfung. Bei Schwerbenzin ist ebenfalls eine gewisse Verschlechterung der Werte festzustellen, im ganzen gesehen jedoch etwas geringer als bei Reinigung mit Perchloräthylen. Durch Aufspritzen der oben angeführten Appreturen wird auch bei der Trockenreibechtheit eine Verbesserung erreicht, der Unterschied zwischen den verschiedenen Appreturen ist aber erwartungsgemäß bei dieser Eigenschaft gering. Zwischen den einzelnen Bindertypen bleibt auch hier die Tendenz bestehen, dass sich die Butadienbinder gegen Perchloräthylen am besten verhalten. Allerdings erreichen die Acrylatbinder ähnlich günstige Werte, während die anderen Typen nach der Reinigung eindeutig schlechtere Befunde ergaben.
Tabelle 2
Tabelle 3
Bei der Reinigung mit Schwerbenzin ist keine Änderung dieses Verhaltens festzustellen. In Tabelle 3 sind die Werte für die Nassreibechtheit zusammengestellt. Im Vergleich zur Trockenreibechtheit ist erwartungsgemäß das Absinken der Echtheitseigenschaften nach der Reinigung wesentlich deutlicher ausgeprägt. Kein einziger Polymerisatbinder verhält sich bei dieser Prüfung einwandfrei. Bei den reinen Polymerisatzurichtungen ist schon durch die Reinigung mit Schwerbenzin eine stark ausgeprägte Verschlechterung eingetreten, die sich bei der Reinigung in Perchloräthylen noch eindeutig erhöht. Durch Überspritzen der reinen Polymerisatzurichtung mit den drei genannten Appreturen erreicht man in den meisten Fällen wieder eine deutliche Verbesserung, wobei Kasein die geringste und die reine Collodiumappretur die größte Auswirkung zeigt, doch wird gerade bei dieser Untersuchung besonders augenscheinlich, dass die Werte nach der Reinigung in Perchloräthylen wesentlich schlechter liegen als in Schwerbenzin. Die vergleichende Beurteilung der verschieden aufgebauten Bindertypen ergibt auch hier wieder das gleiche Bild, dass sich die auf Butadienbasis aufgebauten Binder gegenüber Perchloräthylen, insbesondere aber auch gegenüber Schwerbenzin besser als die anderen Typen verhalten. Zwischen diesen letzteren besteht hinsichtlich der Beständigkeit kein gradueller Unterschied, sie ergaben nach der Reinigung hinsichtlich Nassreibechtheit gleich ungünstige Befunde.
Tabelle 4 enthält schließlich die Ergebnisse der Dauerbiegefestigkeit im Flexometer. Wie die Zahlen zeigen, erreichen von den reinen Polymerisatbinderzurichtungen nach der Reinigung sowohl in Schwerbenzin als auch in Perchloräthylen nur wenige den gleichen Wert wie die ungereinigten Proben. Meist ist eine beträchtliche Verschlechterung eingetreten, wobei der Angriff bei Reinigung mit Perchloräthylen wieder wesentlich stärker ist als bei Verwendung von Schwerbenzin. Durch Aufbringen der drei Appreturen erhält man auch bei dieser Eigenschaft eine Verbesserung, so dass nach der Reinigung in Schwerbenzin im Falle der Emulsions- und Collodiumappretur fast durchweg die Werte der ungereinigten Proben erreicht werden, während bei der Kaseinappretur der Wert des ungereinigten Leders in den meisten Zurichtungen nicht wieder erhalten wird, eine gewisse Verbesserung allerdings auch hier festzustellen ist. Bei der Reinigung in Perchloräthylen wird trotz des Auftrages der Appreturen nur bei einigen Bindertypen, die schon ohne Appreturen sehr widerstandsfähig waren, der Wert der ungereinigten Proben erreicht, wobei wieder die größte Verbesserung durch die reine Collodiumappretur erhalten wird, der dann die Appretur auf Nitroemulsionsbasis folgt, während die Kaseinappretur die Werte am geringsten beeinflusst.
Tabelle 4
Der Vergleich der einzelnen Bindertypen verläuft auch bei der Knickfestigkeit wieder in der Richtung, dass auf Butadienbasis aufgebaute Binder die besten Werte bei der Reinigung sowohl in Perchloräthylen als auch in Schwerbenzin zeigen, während die anderen Bindergruppen in ihrem Verhalten keine Unterschiede erkennen lassen, gleichgültig ob die Reinigung mit Perchloräthylen oder Schwerbenzin durchgeführt wird. Selbstverständlich ist der Angriff in Perchloräthylen stärker, und die Werte sind dementsprechend schlechter.
Zusammenfassung
Zusammenfassend haben die Ergebnisse unserer Untersuchungen eindeutig gezeigt, dass reine Polymerisatbinderzurichtungen, die einer Chemischreinigung mit organischen Lösungsmitteln ausgesetzt werden, durch das Lösungsmittel zum mindesten angequollen werden, wobei die Angriffe beim Reinigen mit Perchloräthylen wesentlich stärker als mit Schwerbenzin in Erscheinung treten. Dadurch erfahren die Zurichtungen eine stark verminderte Knickfestigkeit und eine geringe Widerstandsfähigkeit gegenüber reibender mechanischer Beanspruchung. Graduell am günstigsten verhalten sich die Binder auf Butadienbasis, ohne dass die Zurichtungen auf dieser Grundlage als einwandfrei reinigungsbeständig bezeichnet werden können. Reine Binderzurichtungen sind daher vor allem für Lederapplikationen als bedenklich anzusehen, da Textilkleidung aus den eingangs schon erwähnten Gründen bevorzugt einer Reinigung in Perchloräthylen unterworfen wird. Eine Verbesserung der Widerstandsfähigkeit gegenüber organischen Lösungsmitteln kann dadurch erreicht werden, dass man die Binderzurichtungen mit Appreturen überspritzt, wobei eindeutig die reine Collodiumappretur die besten Ergebnisse zeigte. Ohne Zweifel werden auch derartige Zusätze zu den Deckfarbenmischungen selbst eine Verbesserung der Chemischreinigungsechtheit der Deckschichten erbringen. Es erscheint uns aber wichtig, dass alle Hersteller von Narbenbekleidungsleder sich von der Reinigungsechtheit der Deckbeschichtungen überzeugen, um nachträgliche Reklamationen zu vermeiden, wobei neben den früher erwähnten Prüfungen bei Narbenleder unbedingt auch die Veränderung der Trocken- und Nassreibechtheit und der Dauerbiegefestigkeit mit berücksichtigt werden müsste. Andererseits sollte den Chemischreinigungsanstalten gegenüber aber mit allem Nachdruck die Forderung aufrecht erhalten werden, dass bei der Lederreinigung, wo nur eben angängig, mit Schwerbenzin und nicht mit chlorierten Kohlenwasserstoffen gearbeitet wird. Wo geeignete Apparaturen nicht vorhanden sind, ist zu empfehlen, die Reinigung von Lederbekleidung Spezialreinigungsanstalten zu übertragen, die über besondere Erfahrungen mit der Reinigung von Lederbekleidung verfügen.
Danksagung
Wir danken Fräulein Ingrid Hertzsch für ihre verständnisvolle Mitarbeit.
Literatur
1. 3. Mitteilung: H. Herfeld und W. Pauckner, Über die Chemischreinigungsechtheit von Bekleidungsleder, Gerbereiwissenschaft und -praxis, Mai 1961;
2. H. Herfeld und W. Pauckner, Rev. Chem. Reinigung und Färberei 1961, Heft 3 und 4.
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