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veroeffentlichungen:hinweise_zur_beurteilung_von_crust_aus_dem_jahre_1993

Hinweise zur Beurteilung von Crust aus dem Jahre 1993

In allen Bereichen der Lederwirtschaft - von der Rohwarenbeschaffung über Lederherstellung, Lederhandel bis zur Lederverarbeitung - haben sich einige Begriffe so weit durchgesetzt, dass sie international Anwendung finden und nicht in die Landessprachen übersetzt werden. Der Handel über politische und sprachliche Grenzen hinweg braucht solche Begriffe, und so ist es verständlich, dass die aus dem Englischen entnommenen Bezeichnungen für halbfertige Leder „Wet-blue„, „Wet-white“, und „Crust„ heute weltweit bekannt sind und verstanden werden. Ob sie richtig verstanden werden und ob wirklich umfassend bekannt ist, was diese Begriffe alles beinhalten, damit hat sich die Kommission für Lederfertigung und Umweltschutz des VGCT befasst.

In Heft 26 des „LEDER- UND HÄUTEMARKT“ vom 7. September 1990, 42. Jahrgang ab Seite 128, wurden Hinweise zur Beurteilung von Wet-blue gegeben. Wenn jetzt Hinweise zur Beurteilung von Crust gegeben werden, so wird an die Zielsetzung der o. g. Veröffentlichung angeknüpft. Der Umgang mit Crust ist so selbstverständlich geworden, und das so bezeichnete Produkt ist für die verschiedenen Anforderungen so speziell weiterentwickelt worden, dass die Gemeinsamkeiten oft nicht mehr erkannt werden. Deshalb hat sich die Kommission bemüht, alle Daten und wichtigen Eigenschaften unterschiedlichster Crust-Arten zusammenzutragen und in Gruppen zusammenzufassen, ohne Mindest- oder Höchstwerte anzugeben. Das bleibt den Vertragspartnern beim Handel mit Crust auf der Grundlage der jeweils betroffenen Güterichtlinien vorbehalten.

Die Übersicht ist also kein Leitfaden für die Sortierung und auch keine Tabelle von Werten, die erreicht werden müssen. Sie soll vielmehr helfen, für einen ganz bestimmten Typ von Crust die typischen Angaben zusammenzustellen. Das kann für einen Kaufvertrag ebenso geschehen wie für eine Warenbeschreibung zur Qualitätssicherung oder zur Definition einer bearbeiteten Partie. Die Übersicht soll wie eine Checkliste dort greifbar sein und genutzt werden, wo aus den vielen möglichen die jeweils wichtigen Daten ausgewählt und dann durch Messzahlen und Einheiten festgelegt werden.

Es konnte auch nicht zur Aufgabenstellung gehören, die Analysenverfahren zu benennen. Auch hier gilt die freie Entscheidung der Vertragspartner beim Handel oder des Betriebs bei der Bearbeitung von Crust. Wir verweisen aber auf die Ausführungen in Band 10 der Bibliothek des Leders, Qualitätsbeurteilung von Leder, Lederfehler, -lagerung und -pflege von Joachim Lange, erschienen im Umschau Verlag, Frankfurt am Main, ISBN 3-524-82003-4.

Wenn der Handel mit Crust angesprochen wird, dann soll dieser Beitrag helfen, die Warenbezeichnung in Teil 1 in den internationalen CIF-Kontrakten 4 und 5 so auszufüllen, dass die Ware eindeutig beschrieben wird und nicht wesentliche Angaben vergessen werden.

Weil im deutschen Sprachgebrauch der ältere Begriff „Borke„ noch verwendet wird und oft mit „Crust“ übersetzt oder gleichgesetzt wird, hat die Kommission es für wichtig angesehen, diese Begriffe zu definieren. Dabei wurde die Formulierung des internationalen Verbandes der Häute-, Fell- und Lederhandelsorganisation ICHSLTA, London, übernommen. Danach ist

  • Crust: chrom- oder vegetabilgegerbtes Leder, trocken, gefärbt oder ungefärbt, mechanisch bearbeitet, unzugerichtet.
  • Borke: Leder ungefärbt, zwischengetrocknet.

Um Missverständnissen vorzubeugen, empfiehlt die Kommission, den Begriff „Borke„ innerbetrieblich zu verwenden, wenn eine Position in einem Gesamtprozess bezeichnet wird, und beim Warenaustausch zwischen verschiedenen Lederherstellern den Begriff „Crust“ zu wählen.

Auch für die Hinweise zur Beurteilung von Crust gilt, dass die Reihenfolge der Kenndaten keine Gewichtung darstellt, und dass die Zusammenstellung aller derzeit mit Sicherheit erfassbaren Daten eine Ergänzung erfahren muss, wenn neue Bestimmungen oder anerkannte Analysenverfahren dies erfordern.

Kennzeichnung - Art des Crust

  • Art des Crust
  • Gerbung/Färbung
  • Rohware
  • Hydrophobierung/Oleophobierung
  • Trocknungsart

Physikalische Daten

  • Flächengewicht
  • Spez. Gewicht
  • Fläche (m2)
  • Dicke (mm)
  • Wassergehalt
  • Wasseraufnahme/-durchtritt
  • Zugfestigkeit
  • Weiterreißfestigkeit
  • Stichausreißfestigkeit
  • Dehnverhalten - Modulwert
  • Bruchdehnung
  • Narbendehnung
  • Wasserdampfdurchlässigkeit
  • Wärmeschrumpfung/Wärmevergilbung
  • Lichtechtheit
  • Schweißechtheit
  • Reibechtheit (Rückseite)
  • Fogging-Verhalten

Chemische Daten

  • Chromoxydgehalt
  • Fettgehalte (Extraktion nach DIN-Normen)
  • Mineralstoffgehalt/Gesamtasche
  • pH-Wert
  • Differenzzahl
  • PCP-Gehalt
  • auswaschbare Stoffe: mit Wasser auswaschbar

Kriterien für die Sortierung

  • Mechanische Beschädigungen
  • Narbenbeschaffenheit (offene und vernarbte Schäden etc.)
  • Farbton-Durchfärbung/Egalität
  • Geruch
  • Narbenfestigkeit
  • Trimm
  • Adrigkeit

Informationen für die Zurichtung

  • Saugverhalten
  • Benetzbarkeit
  • Prägbarkeit

Die richtige Auswahl der für den Einzelfall typischen Daten aus dieser Liste lässt sich durch Vorgabe eines Soll-Wertes und Raum für einen Ist-Wert unter Angabe des Messverfahrens leicht in ein Datenblatt umgestalten. Diese Datenblätter stellen wichtige Dokumente in den verschiedenen Systemen der Qualitätssicherung dar, die auch in der Lederherstellung ständig an Bedeutung gewinnt.

Die Kommission für Lederfertigung und Umweltschutz im VGCT möchte deshalb nicht nur die Lederhersteller, sondern alle Bereiche der Lederwirtschaft mit dieser Hilfestellung ansprechen.

Veröffentlichungen:

G. Moog, Hinweise zur Beurteilung von Crust, Leder + Häutemarkt 45, 2/1993 Nr. 4, S. 5



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