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Vegetabile Gerbung oder pflanzliche Gerbung auch Hirnbehandlung

vegetabile Gerbung oder pflanzliche Gerbung auch Hirnbehandlung

Nachfolgende Informationen sind nur von entsprechend ausgebildeten Personen mit entsprechenden Fachwissen in entsprechend vorgeschriebenen Räumlichkeiten unter den jeweils notwendigen Bedingungen durchzuführen und unter Beachtung aller notwendigen Schutzmaßnahmen zum eigenen Wohle, dem Wohle anderer Personen und der Umwelt, sowie den jeweils geltenden gesetzlichen Bestimmungen anzuwenden. Die praktischen Umsetzung dieser Informationen erfolgt grundsätzlich auf eigene Gefahr!

Bitte unbedingt Schutzmaßnahmen & Regeln beachten:

  • Handschuhe
  • Schutzbrille
  • Schürze
  • Stiefel
  • Kittel
  • verschließbare Behälter mit Spritzschutz

1a. Gefrorene Felle ! (Gefrierweiche)

Fell in Salzwasser 25°C (60g/l) 2 Tage auftauen und entfleischen.

Eimer oder Bottich mit 300 % Wasser 25°C bezogen auf das Fellgewicht. Bei Schaf bis zu 750 % Wasser 25°C auf das Fellgewicht. Entfleischen rückseitig auf Gummiunterlage mit Messer oder scharfkantigen Gegenstand bis kein Unterhautbindegewebe mehr sichtbar ist.

Immer wieder für gute Durchmischung sorgen. Rühren, Rühren !

1b. Frische oder gesalzene Felle ! (Weiche)

Fell in Wasser 48 Stunden weichen und danach oder zwischendurch entfleischen. Eimer oder Bottich mit 300 % Wasser 25 °C bezogen auf das Fellgewicht. Bei Schaf bis zu 750 % Wasser 25 °C auf das Fellgewicht. Entfleischen rückseitig auf Gummiunterlage mit Messer oder scharfkantigen Gegenstand bis kein Unterhautbindegewebe mehr sichtbar ist. Immer wieder für gute Durchmischung sorgen. Rühren, Rühren !

Fellgerbung mit 2 weiter machen !

1c wird nach der Weiche benötigt wenn nur Leder hergestellt werden soll und Haare, Schuppen und Oberhaut (Epidermis) entfernt werden muss.

1c. Lederherstellung mit Entfernung der Haare, bzw. Schuppen und Epidermis.

Die Häute die zu Leder werden sollen, werden nach der Weiche und dem Entfleischen entweder in einer Holzaschelösung 1 kg in 10 Liter Wasser für 3-12 Tage (je nach Hautdicke und Lösung der Epidermis) eingelegt oder für 2 Tage in Na2S Natriumsulfidlösung eingelegt. Dazu werden etwa 25g Na2S (60%ig) Schuppen in 1 Liter Wasser gelöst und die Häute 1-2 Tage eingelegt. Danach wird in dieses Bad 12g Weißkalkhydrat (gelöschter Kalk) gegeben und für weitere 2 Tage eingelegt. Bei Fischhäuten keinen Weißkalk verwenden.

1d. Nun die Häute die zu Leder werden sollen gut mit Frischwasser für mehrere Stunden waschen. Den Vorgang mind. 3x wiederholen und in jedes Waschbad 2,5 g je Liter Wasser Milchsäure oder Borsäure und 100g Kochsalz je Liter geben.

2. Vorbereitung zur Gerbung (Pickel)

Das Wasser aus Punkt 1 kanalisieren. Dann wieder 200 % Wasser 20°C bezogen auf das Fellgewicht in das Gefäß geben. 100 g Kochsalz (NaCl) je Liter Wasser zugeben. Salz und Wasser zuerst ohne Hautmaterial anrühren und erst dann das Hautmaterial zugeben.

2 Stunden im Gefäß belassen. Rühren , Rühren

Erst danach in das Salzwasser mit dem Fell Säure zugeben.
z. B.: Essigsäure (Essig Essenz klar)
(20 g Essigsäure je Liter Salzwasser)

1 Woche in dem Säurebad belassen. Der pH Wert sollte ca.pH 3,0 sein oder kleiner.
Immer wieder für gute Durchmischung sorgen. Rühren, Rühren !

3. Die pflanzliche Gerbung kann beginnen.

Man benötigt eine Angerbung mit möglichst ausgelauchten bzw. abgearbeiteten Gerbstoffen, um eine Totgerbung zu vermeiden. Danach alle 2 Tage die Gerbstoffkonzentration erhöhen. Mit einer Baumé Spindel kann man die Dicht sehr gut einstellen. Anfangsbaumé liegt bei etwa 2°Bé und am Ende bis zu 9 - 12°Bé. Die Dauer der Gerbung hängt von der Hautdicke ab, braucht aber einige Wochen. Die Verjüngung der Hautdicke durch mechanische Arbeiten ist zwischendurch immer möglich.

Folgende Gerbstoffe sind verwendbar: Eichenrinde, Fichtenrinde, Birkenrinde, Hemlockrinde, Kastanienrinde, Mangrovenrinde, Mimosarinde, Malettorinde, Weidenrinde. Oder Hölzer wie: Eichenholz, Kastanienholz oder Quebrachoholz. Früchte wie: Algarobilla, Dividivi, Myrobalanen, Tara, Valonea und Trillo. Blätter und Auswüchse wie: Gallen, Bambir, Sumach und Knoppern. Wurzeln von: Badan, Canaigre, Taran, und Kermek. Ebenso wichtig ist das Auswaschen nach der Gerbung, wenn der Querschnitt des Leders sauber und satt durchgegerbt ist. (dunkle Verfärbung ohne Strich im Schnitt) Würde die Haut ohne Auswaschen getrocknet, wird sie dunkel, hart, spröde und brüchig. Das Fetten kann mit Fischöl (Tran) und Rindertalg aber auch mit pflanzlichen Ölen je nach Weichheitsgrad erfolgen. Die Trocknung hitzefrei und UV geschützt vornehmen.

Holz oder Rinden immer sehr klein häckseln oder mahlen und immer wieder für gute Durchmischung sorgen. Rühren, Rühren !


Die Goldene Gerberregel !

Die pflanzliche Gerbung wird durch Angerben mit gebrauchten und ausgelaugten (wenig adstringenten) Gerbstoffbrühen eingeleitet und durch die Verwendung von konzentrierten gerbstoffreichen Brühen beendet. Das geschieht um die Penetrationswege durch den gesamten Hautquerschnitt nicht durch großteilige adstringente Gerbstoffteilchen einer Brühe zu verstopfen und dadurch eine Diffusion nachfolgender Gerbstoffe zu unterbinden.

Totgerbung

Wenn direkt konzentrierte, adstringente und gerbstoffreiche Brühen verwendet werden, kommt es zu einer schnellen und intensiven Angerbung der Außenzonen des Hautquerschnitts und damit verbleibt eine irreversible ungegerbte Innenzone. Diese Innenzone kann faulen oder pergamentieren (hart werden) und ist nicht oder nicht ausreichend gegerbt. Diesen Zustand nennt man Totgerbung.

wie beginnt man die vegetabile / pflanzliche Gerbung wenn man keine ausgelaugten oder gebrauchten Brühen hat?

Wenn eine konzentrierte Lösung aus Rinden, Hölzer oder Früchte gerbstoffreicher Pflanzen / Bäume durch häckseln oder mahlen mit anschließender Auslaugung (ein paar Wochen in Wasser ausziehen lassen oder auskochen)stattgefunden hat sollte die einmalige Vorbereitung der 1. Brühe stattfinden. Dieser Vorgang wird später nicht mehr benötigt da dann eine gebrauchte und ausgelaugte Brühe im Zyklus vorliegt. Diese Vorgang ist wegen der Einhaltung der goldenen Gerberregel notwendig, wenn keine bereits ausgelaugte Brühe vorliegt. Zunächst die konzentrierte Gerbstofflösung aus Rinden, Hölzer oder Früchte gerbstoffreicher Pflanzen / Bäume zunächst mit Milcheiweiß oder Rinder-, oder Schweineblut klären (ausflocken lassen) um die adstringenten Bestandteile zu binden. Diese Lösung dann filtrieren und den Filterkuchen kompostieren. Die nun von adstringenten Gerbstoffen befreite Lösung zum Angerben in der 1. Brühe verwenden. Wenn der Hautquerschnitt nach einigen Tagen oder Wochen durchdrungen ist kann mit der konzentrierten Brühe schlussendlich ausgegerbt werden. Die Auffrischung beider Brühen erfolgt immer 1/4 aus der frischen Brühe nach Gerbung in die 1. Brühe die fortan nach dem 1. Durchgang ohne Klärung aber Filterung genutzt werden kann und 2/4 frische Brühe wieder in den konzentrierten Ansatz nach der Gerbung auffrischen und wiederum filtern.

4. Fettung und Nachbehandlung

Die Rückseite des abgetropften Fells (Fleischseite) kann mit Eigelb oder Sojalecithin oder Hirn oder Kombinationen davon mit Wasser gelöst eingerieben werden reiben.

z. B: 100 g Eigelb mit 300 g Wasser vermischen und mit einer Bürste die Rückseite einreiben.

Immer wieder während dem Trocknen. Es werden ca. 25 % Eigelb oder Sojalecithin etc. bezogen auf das abgetropfte Fellgewicht benötigt.

Während der Trocknung immer wieder mehrmals strecken und mit der Fleischseite über die Tischkante oder Holzbrett ziehen.

Herstellung eigener Fettungsmittel auf einfache Weise

Wer keine echten Fettungsmittel für Leder und Pelz hat macht sich selber welche. Dazu kann man ausgelassenen und gesiebten heiß gefilterten Rindertalg oder Roßkammfett verwenden. Diese sollte man nach dem Auslassen, Filtern und Erkalten wieder auf 50 °C erwärmen und mit Natriumcarbonat oder Natriumbicarbonat auf pH 8 einstellen. Dann etwas Kernseife dazu schmelzen und fertig ist das Wald- und Wiesen Indianerfettungsmittel. Dieses Fettungsmittel ist sicher nicht von guter Qualität.


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