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Prüfung der äußeren Beschaffenheit von Leder

Prüfung der äußeren Beschaffenheit von Leder

Die meisten Ledereigenschaften werden heute noch von der Herstellung des Leders über den Handel bis zur Verarbeitung allein über die Prüfung des Lederäußeren und seines Griffes usw. bestimmt, insgesamt also über die mit den Sinnesorganen des Menschen wahrnehm- und prüfbaren Eigenschaften. Ebenso prüft der Verbraucher aus seiner Erfahrung und den überlieferten Vorstellungen heraus die Gegenstände aus Leder, die er erwerben will. Obwohl dieser Art der Prüfung das Subjektive anhaftet, darf ihre Bedeutung nicht geschmälert oder gar unterschätzt werden. Auch der Materialprüfer, der über chemische und physikalische Untersuchungsmethoden verfügt, wird als erstes die äußere Beschaffenheit prüfen. Der Ansatz seiner späteren Untersuchungen wird davon entscheidend beeinflusst.

Zuerst sind hier die Grundeigenschaften zu behandeln, die das Leder, das aus den Häuten und Fellen der einzelnen Tierarten hergestellt wurde, vom Hautaufbau horizontal und vertikal gesehen. aufweist. Von der richtigen Auswahl der Tierart und innerhalb dieser wiederum der richtigen Rasse, Provenienz usw. hängen die Ledergebrauchseigenschaften in starkem Maße ab. Obwohl durch die Führung der Lederherstellungsarbeiten die endgültigen Eigenschaften des Leders variiert und eingestellt werden können, lassen sich Fehler bei der Auswahl der Rohware meist später nur unzureichend überdecken.

1. Einfluss der Rohhaut auf die Lederbeschaffenheit

1.1 Leder aus Rindhäuten.

Der Aufbau der Rindhaut ist bei der Beschreibung der allgemeinen Histologie behandelt worden. Die Rindhäute schaffen von ihren Eigenschaften und ihrer Zahl her die Grundlage für die Herstellung praktisch aller Lederarten und für die Bedarfsdeckung an Leder auf der ganzen Welt. Obwohl es sich um ein vom Fasergefüge gut strukturiertes und, von der Haut gesehen, großflächiges Leder (von etwa 2 m2 bis 5 bis 6 m2 ) handelt, spielt doch die Auswahl der Rassen und Provenienzen sowie der Gewichtsklassen (von 15,0 bis 19,5 kg bis 50 kg und mehr) für die Ledereigenschaften die entscheidende Rolle. Die Einteilung in Zahmhäute (von europäischem und nordamerikanischem Hausvieh) und Wildhäute (von mehr im Freien lebenden Rindern aus Süd- und Mittelamerika, Australien, Neuseeland usw.) gibt eine weitere Grobübersicht über die Herkunft und die Art der Häute. Wildhäute, die naturgemäß mehr Häuteschäden (Brandzeichen usw.) zeigen, weisen niedrigere Durchschnittsgewichte (10 bis 25 kg) gegenüber den Zahmhäuten auf (30 bis 35 kg). Mit zunehmenden Gewichtsklassen werden die Häute sehr oft vor oder während der Bearbeitung geteilt (Croupon, Hals, Flanken, Hecht usw.) und die erhaltenen Hautabschnitte nach unterschiedlichen Herstellungsverfahren für völlig getrennte Verwendungszwecke bearbeitet. Der bei der Dickeneinstellung anfallende Spalt gewinnt mit zunehmenden Gewichtsklassen eine immer größere Bedeutung. Auch hier können Narbenleder und Spalt zu stark voneinander abweichenden Lederarten verarbeitet werden.

Abb. 5 + 6

Das Narbenbild des Rindleders zeigt eine gleichmäßige Verteilung der Haarporen (Abb. 5 und 6) ohne typische Anordnungen, wie sie bei anderen Tierarten auftreten können. Die Fasern auf der Unterseite der Leder oder den Spaltlederoberflächen sind deutlich grob.

Das Kalbleder lässt mit seiner pro Flächeneinheit größeren Anzahl dünnerer Haarlöcher schon durch das Narbenbild seine insgesamt vorhandene Feinheit bereits äußerlich erkennen (Abb. 7 und 8). Die Papillarschicht, die hier etwa 25 bis 33 % der Lederdicke ausmacht, ist öfters von Adern (intracutan) durchzogen, die am fertigen Leder im Narben sichtbar sein können. Die Verflechtung der viel feineren Fasern ist so dicht und so fest wie bei der Rindhaut. Die Größen der Kalbfelle liegen zwischen 0,7 bis etwa 1,7 m2 mit dem fließenden Übergang zu Mastkalbfellen sowie den Fresserfellen bis etwa 2,5 m2, und auch hier tritt wiederum eine Überschneidung mit den Rindhäuten auf. Der feine Narben bestimmt die aus Kalbfellen hergestellten Lederarten (Schuhoberleder, Portefeuilleleder usw.).

Abb. 7 + 8

Abb. 9 + 10

1.2 Leder aus Büffelhäuten.

Die Büffelhäute (bevorzugt aus Asien) sind wesentlich grober als die Rindhäute. Dies zeigt sich schon an dem rustikalen Narbenbild, das eine geringere Anzahl von Poren dickerer Haare aufweist. Charakteristisch dabei sind die immer wieder auftretenden besonders großen Grannenhaarlöcher (Abb. 9 und 10). Büffelhäute werden für technische Leder, in neuerer Zeit aber in verstärktem Maße über die Wasserbüffel - Leder auch in anderen Bereichen verwendet, wo besonderer Wert auf die Ursprünglichkeit des Narbenbildes mit allen Naturmerkmalen gelegt wird.

Die Haut des Zebus (auch als Kipse bezeichnet) entspricht weitgehend der Rindhaut in Struktur und Aussehen. Charakteristisch ist der Buckel, der im Fertigleder auch als Ausbuchtung zu erkennen ist (Buckelrind).

1.3 Leder aus Rosshäuten.

Rosshäute haben, wie die Häute auch anderer Einhufer, zwei Hautbereiche, die sich in den Rossspiegel zu beiden Seiten der Rückenlinie im Schildbereich und in den Rosshals aufteilen lassen. (Bei dem Zebra erstreckt sich der Spiegel praktisch über die gesamte Hautfläche.) Bei dem Ross werden diese Hautteile meist auch getrennt gehandelt und verarbeitet. Der Rossspiegel weist ein dichtes, aus feinsten Bindegewebsfasern aufgebautes Geflecht auf und wird zu festeren Lederarten (Bodenleder), der lockerer strukturierte Rosshals zu Oberleder verarbeitet. Das Narbenbild zeigt Reihen von Grannenhaarlöchern mit jeweils darüber angeordneten, etwas feineren Poren von Wollhaaren (Abb. 11 und 12). Es ähnelt damit dem Narbenbild der Ziege, was zu der Bezeichnung Rosschevreau führte. Auffällig ist bei der Rosshaut auch der sehr lange Hals, der von der Form des Felles einen deutlichen Unterschied zu Rindhäuten gestattet.

1.4 Leder aus Ziegen- und Schaffellen.

Ziegenfelle sind aufgrund ihrer dichten Struktur und der festen Verbindung zwischen den Schichten der Lederhaut vielseitig einsetzbar. Besonders typisch ist das Narbenbild mit halbmondförmig angeordneten, deutlich schräg in das Lederinnere verlaufenden Deckhaarlöchern und den darüber liegenden Wollhaarporen (Abb. 13 und 14), weiterhin die sich deutlich abzeichnende Rückenlinie und die schmale, lang gestreckte Fellform. Auch die Eigenschaften der Ziegenleder werden in starkem Maße von der Rasse, dem Herkunftsland und dem Zeitpunkt des Schlachtens bestimmt. Ausgehend von den Fellen junger Ziegen, den Handschuhzickeln, werden über Bekleidung und Schuhe (Chevreau) bis zu Feinlederwaren (Saffian) alle Lederarten aus Ziegenfellen hergestellt. Die Felle der meisten Antilopenarten sind den Ziegenfellen im Narbenbild und in den Gesamteigenschaften ähnlich.

Schaf- und Lammfelle. In den sehr starken Qualitätsunterschieden, die Schaf- und Lammleder haben können, spiegelt sich die Spanne von reinen Wollschafen mit sehr unterschiedlichen Wollqualitäten und Wollvliesdichten bis zum Haarschaf wider, das schon Ziegenfellcharakter und -merkmale zeigt (Abb. 15 und 16).

Abb. 11 + 12

Abb. 13 + 14

Abb. 15 + 16

Je feiner und gekräuselter das Wollvliesist, um so mehr übernimmt die Wolle die Schutzfunktionen der Haut. Das Schaffell ist dann deutlich aufgelockert und meist noch zusätzlich mit stärkeren Fetteinlagerungen versehen, die nach ihrer Entfernung während der Lederherstellung Hohlräume hinterlassen. Dazu kommt, dass die oft sehr stark aufgelockerte Papillarschicht, die bis zu 60 % der Hautdicke ausmachen kann, in ihrer Verbindung zur Retikularschicht geschwächt ist. Bei richtiger Auswahl, beginnend von der Rohware, ist der Verwendungszweck der Schaffelle außerordentlich vielseitig (Bekleidungsleder, leichte Oberleder, Futterleder usw.). Skiver sind beim Spalten erhaltene, dünne Schafnarbenleder; der Fleischspalt wird zur Sämischlederherstellung verwendet.

Schaffelle lassen sich an der großen Anzahl unregelmäßig angeordneter Haarlöcher ebenso erkennen wie an einer oft vorhandenen Neigung zur Doppelhäutigkeit. Charakteristisch ist auch die sehr breite Fellform eines Schafleders, das in Länge und Breite praktisch die gleichen Maße hat.

Die Haarschafe, die auch als Bastarde oder Metis bezeichnet werden, zeigen von den Haarporen und den Strukturmerkmalen her eine Ähnlichkeit mit dem Ziegenleder. Die Grannenhaare sind im leichten Bogen angeordnet, darüber sind die Löcher der feinen Wollhaare zu erkennen. Im Gegensatz zur Ziege zeigt sich bei Haarschafleder noch nach einem feinen Abschärfen oder Abspalten des Narbens die gesamte Anordnung der Haarlöcher.

Bei dem Ziegenleder sind nach einem leichten Abschärfen die Wollhaarlöcher in der darunter liegenden Schicht nicht mehr zu erkennen. Auch aus der Fellform Iässt sich ein Haarschaf erkennen. da es wesentlich breiter angelegt ist als die mehr lang gestreckten Ziegenfelle. Der Verwendungszweck der Haarschafleder liegt je nach Rasse zwischen Schafledern mit deutlicher Neigung zu Ziegenledern.

1.5 Leder aus Häuten der Schweinerassen.

Die Haut des südamerikanischen Nabelschweines, des Pekaries, wird zur Herstellung der klassischen Schweinslederhandschuhe verwendet. Das sehr weiche und zügige Leder (Abb. 17 und 18) zeigt ein typisches Narbenbild mit drei Borstenlöchern, die im leichten Bogen dicht nebeneinander stehen mit wenigen Wollhaaren in unmittelbarer Umgebung. Durch die starken Schäden, die den Fellen durch den Abschuss und die oft zu spät einsetzende Konservierung zugefügt werden, ist oft nur ein Teil des Felles überhaupt verwertbar.

Das Fell des Carpinchos, eines oft als Wasserschwein bezeichneten Nagetieres, ähnelt dem Pekari -Fell und wird in gleicher Weise eingesetzt.

Die Haut des Hausschweines ist dagegen insgesamt wesentlich fester strukturiert. Die in Dreiecksanordnung vorliegenden Haarlöcher gehen schräg durch das gesamte Leder hindurch (Abb. 19 und 20). Die Haut, die praktisch als Papillarschicht anzusehen ist, weist im Gegensatz zu anderen Fellen verstärkte Strukturunterschiede zwischen den Kernteilen und den Flanken auf, und sie besitzt zusätzlich noch im Bereich des Schildes besondere Faserverdichtungen. Der Einsatzbereich erstreckt sich von Bekleidungsledern über die Schuhleder bis zur Täschnerwarenherstellung. Je nach dem Herkunftsland werden Croupons oder ganze Häute gehandelt.

Abb. 17 + 18

Abb. 19 + 20

Abb. 21 + 22

1.6 Leder aus Widfellen.

Darunter versteht man, im Gegensatz zu der Bezeichnung Wildhäute bei Rindern, die Felle vollkommen wild lebender Tiere, z. B. von Rehen, Hirschen, Gämsen und Rentieren. Diese Felle, die durch eine große Anzahl an Haaren eine sehr lockere Papillarschicht (Abb. 21 und 22) besitzen, werden im wesentlichen der Samischlederherstellung zugeführt. Bis auf spezielle Orthopädielederarten (Narben-Sämischleder) wird der Narben im Blößenzustand vor der Sämischgerbung mechanisch abgestoßen. Diese Wildleder (Fensterleder usw.) werden als Putzleder, zur Herstellung von Trachtenbekleidungsstücken sowie in starkem Maße auf dem Orthopädiesektor eingesetzt. Heute werden chromgegerbte Hirschleder als Bekleidungsleder verwendet.

Eine Ausnahmestellung - nicht nur unter den Wildfellen - nimmt das Känguruleder ein. Die Haute dieser Tierart zeichnen sich durch eine herausragend hohe Reissfestigkeit aus, so dass sie als Oberleder für Spezialzwecke (Sportschuhe für Leistungssport, Tanzsport usw.) eingesetzt werden.

1.7 Leder aus Reptilhäuten.

Sie haben in der oberen Schicht der Lederhaut Verhornungen, die - wie die Schuppen der Fische - Produkte der Lederhaut sind. Da die Verhornung bei älteren Tieren fortschreitet, werden bevorzugt die Häute jüngerer Tiere (Krokodilfarmen) eingesetzt, bei denen die verhornten Stellen durch eine Spezialbehandlung während der Wasserwerkstattarbeiten zusätzlich noch weicher gemacht werden.

Aufgrund der im wesentlichen parallel zur Oberfläche verlaufenden Fasern zeigen Reptilleder eine hohe Formstabilität, was besonders bei den aus diesen Ledern hergestellten Damenhandtaschen von Vorteil ist. Insgesamt erfolgt hier die Verwendung auf dem Portefeuillesektor, für Gürtel usw. Die einzelnen Reptilarten lassen sich an den charakteristischen Schuppen und Verhornungen erkennen.



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