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Einteilung der Leder nach der Fertigungsart und deren Erkennung
Einteilung der Leder nach der Fertigungsart und deren Erkennung
Die fertigen Leder lassen sich nach ihrer Verarbeitungsoberfläche in drei große Gruppen unterteilen und zwar in Narbenleder (Glattleder), Rauleder und Spaltleder (Tabelle 1).
Narbenleder:
Sie stellen die größte Gruppe der gefertigten Leder dar. Der gewachsene Abschluss der Lederhaut, das für die Tierart charakteristische Narbenbild und die zusätzlichen Möglichkeiten der Färbung und des Aufbringens von Zurichtstoffen lassen das Narbenleder allen an das Produkt Leder zu stellenden Anforderungen gerecht werden. Je nach den gewählten Herstellungsmethoden werden weiter unterschieden:
Naturelle Leder:
Sehr viele Lederarten werden nach der Gerbung ohne weitere färbende Arbeiten fertiggestellt. Diese Leder zeigen die für die jeweilige Gerbart charakteristische Eigenfarbe. Da es sich dabei traditionell um mit pflanzlichen Gerbstoffen gegerbte Leder gehandelt hat, werden diese auch heute noch als naturelle oder naturfarbene Leder bezeichnet. Neben der großen Gruppe der Bodenleder sind hier auch die Fahlleder, die Blankleder usw. hinzu zu zählen, soweit die letzteren nicht zusätzlich gefärbt wurden. Auch die verschiedenen Gruppen der als Crustleder bezeichneten Zwischenprodukte werden unabhängig von der Gerbung meist „naturell“ gehandelt und ungefärbt auch als „Borke“ bezeichnet. Crustleder können wenn ungefärbt auch als Crust naturell oder Crust gefärbt gehandelt werden während der Begriff Borke immer für die ungefärbte Variante steht.
Anilinleder:
Das sind nach den Gerbprozessen im Rahmen der Nasszurichtung mit löslichen Farbstoffen gefärbte Leder. Die Farbstoffe können durch das Einlegen der Leder in die Farbflotte (z. B. im Fass) oder durch das Aufbringen einer konzentrierteren Farbflotte auf die Oberfläche(n) - durch die Kopffärbung- von der Lederfaser aufgenommen und gebunden werden. Die Narbenoberfläche der Leder liegt frei vor und zeigt das natürlichste Aussehen. Damit verbunden ist aber auch, dass Veränderungen im Narben (Naturmerkmale und Schäden) ebenso vorhanden sein können wie gewisse leichte Unregelmäßigkeiten in der Oberflächenfarbe (sowohl bei Natur- als auch bei Anilinledern).
Zugerichtete vollnarbige Leder:
Zugerichtete, vollnarbige Leder tragen eine Deckschicht, die in Abhängigkeit von den gestellten Anforderungen unterschiedlich dick und mehr oder weniger mit löslichen Farbstoffen und Pigmenten angefärbt sein kann. Der Übergang vom Anilinleder ist über leicht zugerichtete Leder mit Anilincharakter und die Semianilinleder die unter Mitverwendung geringer Mengen von Pigmentfarbstoffen leicht zugerichtet werden - als fließend anzusehen. Entscheidend ist, dass bis zum Semianilinleder das natürliche Narbenbild nicht verdeckt wird. Die auf den Ledern vorhandene Zurichtung Iäßt sich durch eine sechs- bis zehnfach vergrößernde Lupe (Fadenzähler) gut erkennen. Die Haarwurzellöcher sind meist von der Zurichtung teilweise bis vollständig abgedeckt. Als vororientierende Prüfung zur Identifizierung der Zurichtung kann deren Verhalten gegenüber verschiedenen Lösemitteln dienen. Beim Reiben mit einem mit organischen Lösemitteln angefeuchteten Tuch (z. B. mit Aceton usw.) lassen sich Zellulosenitrat-Zurichtungen und Binderzurichtungen ablösen. Eiweiß- oder Kaseinzurichtungen werden mit einer verdünnten Ammoniaklösung abgerieben. Auf dem Leder nach dem Auftragen ausreagierte Polyurethanzurichtungen lassen sich kaum angreifen. Sie werden durch ein Reiben mit den genannten Lösemitteln kaum Veränderungen zeigen. Die unter diesem Punkt genannten Leder, die als vollnarbig bezeichnet werden, müssen entweder den vollständig unbeschädigten Narben aufweisen oder, wenn entsprechende Abmachungen vorliegen, zumindest noch Reste der Haarporen deutlich erkennen lassen.
Zugerichtete, korrigierte, bzw. narbenkorrigierte Narbenleder:
Der Übergang ist auch hier fließend. Korrigieren heißt, dass gewisse Narbenungleichmäßigkeiten (z. B. durch verheilte Vernarbungen, Mistplatten usw.) durch ein leichtes Schleifen des Narbens ausgeglichen werden. Auch hier sollten zumindest noch Reste der Haarporen unter der sechs- bis zehnfach vergrößernden Lupe feststellbar sein. Geschliffene, zugerichtete Leder (Schleifbox) besitzen in den meisten Fällen keine Narbenschicht mehr. Die Bearbeitung ist insgesamt tiefgreifender erfolgt. Je deutlicher der Narben geschliffen oder entfernt wurde, um so dicker und kompakter muss die Zurichtung erfolgen, da die Lederoberfläche praktisch völlig neu gestaltet werden muss.
Rauleder:
Sie werden durch eine schleifende Bearbeitung des Narbens (Nubukleder) oder der Fleischseite (Velourleder) hergestellt. Eine Ausnahme stellen dabei die Samisch- oder Wildleder dar, bei denen die Narbenschicht im Gegensatz zu den zuvor genannten Raulederarten vollständig abgestoßen worden ist, so dass beide Seiten eine raue Oberfläche haben.
Nubukleder:
Nubukleder weisen durch das Anschleifen des Narbens eine kurzfaserige, samtartige Oberfläche auf. Es werden nur feinnarbige Lederarten (z. B. Kalbfelle), die keine Narbenschäden haben, verwendet, Entsprechend ist der Einsatz dieser Leder für hochwertige Artikel die vom Schuh über den Bekleidungs- bis zum Möbel- und Täschnersektor gehen. Als Mochaleder werden speziell Handschuhleder bezeichnet, die auf der Narbenseite geschliffen wurden.
Velourleder:
Velourleder sind Narbenleder, die auf der Fleischseite geschliffen worden sind. Die Faser ist gröber als bei Nubukleder, da hier im Gegensatz zu den feineren und nur kurz schleifbaren Fasern des Narbens die Fasern der Retikularschicht erfasst werden, wobei auch die Tierart eine Rolle spielt. Die Velourlederfaser ist bei Rindledern grob, bei Kalb, Ziege usw. wesentlich feiner. Zur Herstellung besonders weicher Velourleder kann zusätzlich auch die Narbenseite teilweise abgeschliffen oder abgefalzt werden. Spezielle Bezeichnungen für Velourleder sind z. B.:
- Hunting, ein Kalb- oder Rindoberleder mit einem gröberen Velourschliff;
- Samtleder- besonders fein geschliffene Ziegen- oder Kalbleder (Samtziege usw,);
- Chair-,
- Dänischleder,
- Plüschleder.
Sämischleder:
Sie sind durch das völlige Fehlen der Papillarschicht mit dem Narben und durch das gesamte Lederherstellungsverfahren besonders weich. Die von der Gerbung her gelben Leder werden nur für Bekleidungsleder gefärbt. Neben den modernen Färbeverfahren wird sehr oft noch nach alten Rezepturen gearbeitet, wobei besonders das Salzburger Altschwarz hervorgehoben werden muss. Dazu erhalten die Leder von der Oberseite her eine schwarze Färbung, auf die abschließend noch eine braune Farbe (z. B. durch Ausfällung von Braunpigmenten) in der obersten Lederfaserzone erzeugt wird. Im Lederquerschnitt lassen sich dann drei Farbzonen erkennen. Narben-Sämischleder werden nur für spezielle Einsatzzwecke auf dem Orthopädiesektor hergestellt.
Spaltleder:
Sie sind durch das Abtrennen der den Narben tragenden Schicht auf beiden Außenflächen rau. Die dem Spaltmesser zugewandte Flache wird in den meisten Fällen als Oberfläche angesehen und entsprechend bearbeitet, so dass auch hier unterschieden werden muss zwischen zugerichteten Spaltledern, beschichteten Spaltledern und Spaltvelourledern. In der Fläche werden die Spaltleder auf die kernigen Teile begrenzt, so dass die bevorzugte Handelsform der Rindspalte die Doppelcroupons sind. Zur Abgrenzung der von der Struktur her festen Fleisch- oder Unterspalte von den Mittelspalten werden die Spalte beim Sortieren auf der Unterseite auf Restanteile des subcutanen Adernetzes oder auf anhaftende Reste des Unterhautbindegewebes geprüft.
Zugerichtete und beschichtete Spalte:
Um eine den zugerichteten Narbenledern vergleichbare Oberfläche zu erhalten, müssen die Spaltleder zur Abdeckung der rauen Spaltoberfläche eine insgesamt dickere Zurichtschicht erhalten. Diese kann dann noch - wie auch zugerichtete Narbenleder - mit verschiedenen Prägungen versehen werden. Beim Anschneiden derartiger Spaltleder ist im Querschnitt zu erkennen, dass die Zurichtung auf den kompakten Fasern der Retikularschicht aufsitzt, d. h. dass zum Unterschied zu zugerichteten Narbenledern die Narbenschicht und auch zu korrigierten Ledern die feineren Fasern der oberen Papillarschicht fehlen. Nach dem Ablösen der Zurichtung mit entsprechenden Lösemitteln wird die raue Spaltlederoberfläche sichtbar. Beschichtete Spalte sind im Gegensatz zu der aus einzelnen Aufträgen auf dem Leder aufgebauten Deckschicht mit einer Folie kaschiert worden. Nur wenn die aufgebrachte Schicht dicker als 0,15mm ist, muss die Bezeichnung beschichtet verwendet werden. Weiterhin entscheidet das Dickenverhältnis von Leder zur Folie, ob es sich bei der Bezeichnung noch um Leder handelt oder nicht.
Spaltvelourleder:
Spaltvelourleder sind meist auf der Spaltoberseite geschliffen worden, so dass auch hier die Prüfung der Fleischseite möglich ist, die Hinweise darauf gibt, ob ein Fleisch- oder Mittelspalt vorliegt. Mittelspalte werden als Versteifungsmaterial und zu Verstärkungen eingesetzt, da die Festigkeit dieses Leders zur alleinigen Verwendung meist nicht ausreicht. Diese Spalte zeigen beidseitig gleichmäßig raue Oberflächen aus dem Innern der Retikularschicht, so dass subcutane Adern ebenso fehlen wie Unterhautbindegewebereste. Nur in besonderen Fällen werden Mittelspalte auch zugerichtet (Aktentaschen-Zwischenwände usw.).
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