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Verlaufmittel
Die Lederoberfläche ist besonders bei vollnarbigem Leder je nach Art und Intensität der Nachgerbung und Fettung und je nachdem, ob das Leder an der Luft hängend oder auf beheizten Platten, z. B. bei der Vakuumtrocknung, getrocknet worden ist, mehr oder weniger wasserabstoßend. Wenn die Zurichtung mit einer Spritzfärbung der Lederoberfläche beginnt oder wenn eine Bürstfärbung durch Aufstreichen der Farbstofflösung mit einer Bürste vorgenommen wird, dann ist es wichtig, dass die Farbflotte die Lederoberfläche gleichmäßig benetzt und sie an allen Stellen möglichst gleich intensiv anfärbt. Um Benetzungsschwierigkeiten und dadurch verursachte Flecken zu vermeiden, kann man der Farbstofflösung Verlaufmittel zusetzen. Das sind oberflächenaktive Netzmittel auf der Basis von Alkan- oder Arylalkylsulfonaten, Fettalkoholsulfaten, Paraffinsulfonaten, Sulfobernsteinsäureestern. Sie heben die Grenzflächenspannung zwischen Lederoberfläche und Farbflotte auf. Bevorzugt werden Netzmittel ausgewählt, die nicht schäumen, da Schaum den glatten Verlauf der Flotte stört. Die angewendete Menge sollte möglichst niedrig gehalten werden, damit das Leder nicht unerwünscht stark wasserzügig wird.
In gleicher Weise wie bei der Vorfärbung des noch nicht beschichteten Leders kann die Oberfläche von grundiertem, zwischengebügeltem Leder schwer benetzbar sein. Die aufgetragene Zurichtflotte wird dann nur noch schwer angenommen und lässt sich nicht gleichmäßig verteilen. Bei Gieß- oder Airless-Spritzauftrag kann die flüssige Schicht sich stellenweise zusammenziehen und zu unbedeckten Löchern, sogenannten Fischaugen, aufreißen. Hier kann der Zusatz eines Verlaufmittels ebenfalls Abhilfe schaffen und sowohl den Verlauf wie auch die Haftfestigkeit verbessern. Auch in diesem Fall muss betont werden, dass das Verlaufmittel in der Zurichtflotte vorsichtig dosiert werden soll, damit die Naßreibechtheit der Zurichtung nicht beeinträchtigt wird.
Nicht zu stark ausgeprägte Benetzungsschwierigkeiten lassen sich zuweilen durch Bürst- oder Plüschauftrag beheben, weil die Streichbehandlung das Leder intensiver benetzt. Verläuft die Flotte trotzdem nicht genügend, so können bei Farbstofflösungen oder bei pigmentierten Zurichtflotten Plüschstreifen auftreten, die sich in parallel laufenden, abwechselnd hell und dunkel gefärbten Linien äußern. Die Ursache für solche Plüschstreifen muss nicht unbedingt geringe Benetzbarkeit der Lederoberfläche sein. Auch zu starke Saugfähigkeit kann dazu führen, dass die Flotte aus den Faser- oder Haarbüscheln von Plüschholz oder Bürste durch das Leder so rasch aufgenommen wird, dass sie gar nicht gleichmäßig auf dem Leder verlaufen kann. Eine solche Erscheinung trat z. B. bei der Bürstfärbung von vegetabil gegerbtem Vachetteleder für Kofferwaren und Möbelpolster auf. Zusatz eines Verlaufmittels zur Farbstofflösung konnte den Fehler nicht beheben, sondern verschlimmerte sogar die Streifenbildung. Nachdem die Narbenoberfläche leicht mit Wasser übersprüht worden war, um die Saugfähigkeit zu vermindern, konnte streifenfrei bürstgefärbt werden.
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