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Kombination von Polyurethan mit Nitrocellulose
Nachteil der reaktiven Polyurethanlacke ist, dass sie trotz begrenzter Gebrauchsdauer (Topfzeit) relativ lange Zeit bis zum Ausreagieren der Vernetzung benötigen. Während dieser Zeit ist die Lederoberfläche noch mehr oder weniger klebrig und entsprechend staub- und berührungsempfindlich, so dass die Aufbewahrung des Leders bis zum stapelfähigen Trockenzustand Probleme aufwirft. Diese anwendungstechnischen Nachteile machen sich besonders bei dicken Auftragsschichten bemerkbar, z. B. bei der für Lackleder typischen Zurichtung. Sie können abgemildert werden durch Maßnahmen, die die Vernetzung nach dem Auftragen auf das Leder beschleunigen und die Gebrauchsdauer des Lacks nicht beeinträchtigen. Als vorteilhaft hat sich das Trocknen bei erhöhter Temperatur von etwa 35 bis 45 °C und bei nicht zu geringer Luftfeuchtigkeit von etwa 20 bis 45 % relativer Feuchte erwiesen. Bei der weniger dick beschichtenden Pflegeleicht-Zurichtung kann die Reaktionsdauer bis zum Aushärten dadurch verkürzt werden, dass man Ausgangskomponenten verwendet, die bereits in stärkerem Ausmaß vorvernetzt sind. Solche Bindemittel sind nach Verdunsten der Lösemittel praktisch schon stapelbar trocken. Die geringe Schichtdicke benötigt eine kurze Trockendauer von nur einigen Minuten.
Noch günstiger wirkt sich eine Kombination von Polyurethan mit Nitrocellulose auf die Trockengeschwindigkeit aus. Man kann damit pflegeleichte Zurichtungen mit hohen Echtheitseigenschaften erzielen, die mit den üblichen Methoden der Spritztechnik aufgetragen werden können und bei Durchlauf durch einen normalen Trockentunnel in kurzer Frist getrocknet sind. Kombinierte Polyurethan-Nitrocellulose-Systeme können sowohl als lösemittelverdünnbarer Lack wie auch als wässrige Dispersion angewendet werden.
Für die Anwendung derartiger Mischungen ist die Auswahl der geeigneten Lösemittel von ausschlaggebender Bedeutung. Bei den wasserverdünnbaren Dispersionen hat bereits der Hersteller das Problem gelöst. Der Verbraucher kann bei weiterem Verdünnen mit Wasser keine Komplikation verursachen. Bei lösemittelverdünnbaren Lacken müssen, um eine anwendungstechnisch erforderliche, ausreichend lange Topfzeit zu erzielen, Lösemittel gewählt werden, die nicht mit der Isocyanatkomponente des Härters reagieren. Solche soft solvents sind Ester, Ketone oder Kohlenwasserstoffe. Die Lösemittel dürfen keine Alkohole und keine Aminoverbindungen enthalten. Für die kombinierten Reaktionslacke werden meistens speziell abgestimmte Verdünner von den Herstellerfirmen angeboten. Untersuchungen über den Härtungsverlauf haben ergeben, dass etwa 50 % des Isocyanats durch Umsetzen mit Feuchtigkeit aus der Luft verbraucht werden und dass die restlichen 50 % nicht vollständig mit den Polyesterpolyolen vernetzen, sondern dass ein Teil auch mit dem Rizinusöl reagiert, das als Weichmacher in dem Nitrocelluloselack enthalten ist.
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