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Klebeverhütungsmittel

Die thermoplastischen Polymerisate erweichen unter dem Einfluss von Wärme und fließen, wenn gleichzeitig Druck angewendet wird. Darauf beruht der Versiegelungseffekt beim Zwischenbügeln und ebenso die Formgebung des Films beim Narbenpressen. Das thermoplastische Verhalten führt auch dazu, dass die Lederoberfläche klebrig wird, dass das gebügelte Leder nur mit erhöhtem Arbeitsaufwand von der Platte gelöst werden kann und dass bei Zwischenlagerung auf dem Bock der gesamte Stapel mehr oder weniger intensiv zusammenkleben kann. Mit der Oberflächenklebrigkeit ist auch die Gefahr verbunden, dass die Zurichtschicht durch Staub oder Lederfasern verschmutzt wird.

Um der störenden Klebrigkeit auszuweichen, können verschiedene Maßnahmen ergriffen werden. Eine davon ist die Mitverwendung von Wachsemulsionen in der Grundierung, die bei dem am häufigsten angewendeten System der Bügelzurichtung hohe Anteile thermoplastischer Bindemittel enthält. Die als Füllmittel in der Grundierung verwendeten Wachspräparate erfüllen zugleich die Funktion eines Klebeverhütungsmittels.

Klebeverhütend sind auch Paraffinemulsionen. Sie schmelzen im allgemeinen bei niedrigerer Temperatur als Wachse und bilden dadurch eine Trennzone zwischen Polymerisat und Metallplatte, die das Leder nach dem Bügeln leicht von der Platte entfernen lässt. Wenn auf die Grundierung lösemittelverdünnte Zurichtschichten aufgetragen werden, muss man mit Paraffinen vorsichtig sein, da leicht Fettflecken entstehen.

Andere klebverhütende Möglichkeiten bestehen darin, dass in die Grundierschicht nichtthermoplastische Bindemittel eingebaut werden. Eiweißbindemittel, Nitrocelluloseemulsionen oder Polyurethandispersionen heben die Gefahr des Klebens weitgehend auf. Sie können allerdings die Grundierschicht versteifen und die Flexibilität der Zurichtung beeinträchtigen.

Es kann daher vorteilhafter sein, dass man auf die thermoplastische Grundierschicht - ohne zwischen zu bügeln - eine klebfreie, nichtthermoplastische, nur geringe Polymerisatanteile enthaltende Farbegalisierschicht aufträgt und erst dann bügelt oder narbenpresst. Solche Zusatzschichten sind vor allem beim Narbenpressen vorteilhaft. Sie gestatten die Anwendung höherer Temperatur und höheren Pressdrucks. Das Narbenbild kann markanter herausgearbeitet werden und bleibt besser stehen. Es muss auch nicht befürchtet werden, dass stärker markierte Narbenprägungen die thermoplastische Grundierschicht durchschneiden.

Die Kunststoffteilchen liegen in der Polymerisatdispersion und auch noch im zusammengeflossenen Film als gequollene Partikel vor. Die Quellung geht mit fortschreitendem Austrocknen des Films zurück und parallel dazu nimmt auch die Klebrigkeit ab. Das störende, die Qualität der Zurichtung beeinträchtigende Kleben beim Zwischenbügeln und Stapeln kann schon dadurch weitgehend reduziert werden, dass das Leder zuvor gut durchgetrocknet wird.

Wer die Zurichtung mit nur kurzen Intervallen ohne ausreichendes Zwischentrocknen im Sturmschritt durchziehen will, ist auf unnötig hohe Zusätze von Klebeverhütungsmitteln angewiesen und lädt sich damit anderweitige Schwierigkeiten auf.

Sehr intensiv klebverhütend wirkt Silikonöl. Vor dessen Anwendung in der Grundierung ist jedoch unbedingt zu warnen! Es wirkt sehr stark wasserabstoßend und hydrophobiert die abgepresste Lederoberfläche so stark, dass kein nachfolgender wässriger Auftrag darauf abbinden kann. Soweit Silikonöl in der Lederzurichtung angewendet wird, ist es nur als letzter Auftrag geeignet. Wenn man silikonbehandeltes Leder überhaupt noch abbügeln will, sollte eine gesonderte Bügelplatte dafür reserviert werden, die nicht zum Zwischenbügeln benützt werden darf. Schon ein Hauch von Silikonöl an der Bügelplatte genügt, um den Auftrag einer weiteren Schicht auf das gebügelte Leder zu stören.



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lederherstellung/zurichtung/klebeverhuetungsmittel.txt · Zuletzt geändert: 2019/04/28 14:27 von admin