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Definition und Zweck der Zurichtung
Definition der Zurichtung
Der Begriff Lederzurichtung umfasst nach der klassischen Definition eine weit gespannte Reihe von Behandlungen. Der Zurichtung werden in diesem Sinne alle jene Arbeiten zugezählt, denen das Leder nach der Gerbung unterzogen wird, um ihm die Eigenschaften zu erteilen, welche für den fertigen Handelsartikel jeweils gewünscht werden. In der älteren Fachliteratur werden der Zurichtung Auswaschen, Entfetten, Bleichen, Fetten, Färben, Behandlung mit Deckfarben, Lacken und Appreturen sowie maschinelle Behandlung, wie Abpressen oder Abwelken, Ausstoßen und Ausrecken, Spalten, Falzen, Dollieren und Schleifen, Glanzstoßen, Bügeln, Bürsten oder Plüschen, Narbenpressen, Krispeln und Pantoffeln, Schlichten oder Stollen, Walzen und Hämmern von Bodenleder zugerechnet.
In der modernen Technologie wird jedoch der Zurichtungsbegriff viel enger gefasst. Er wird auf Behandlungen eingeschränkt, welche am gegerbten, gefetteten, gefärbten und getrockneten Leder durchgeführt werden, um das Leder zu veredeln und der Lederoberfläche besondere Eigenschaften zu erteilen.
Eine exakte Definition des Begriffs Lederzurichtung wird dadurch erschwert, dass in der Fachsprache als Zurichtung oder Finish sowohl die Arbeitsweise für das Auftragen von Zurichtmitteln und Appreturen als auch die dabei auf dem Leder ausgebildete Schutzschicht bezeichnet wird. Als grundlegender Unterschied zwischen Gerbung, Färbung und Fettung einerseits und Zurichtung andererseits kann angeführt werden, dass für die Zurichtung lederfremde Substanzen angewendet werden, welche keine chemische Bindung mit der Haut- oder Ledersubstanz eingehen, sondern durch physikalische Kräfte auf der Lederoberfläche bzw. auf dem Lederfasergefüge haften.
Bei der Zurichtung werden mehrere, verschiedenartig zusammengesetzte Schichten mit meistens unterschiedlicher Dicke auf die Lederoberfläche aufgetragen. Diese Schichten entstehen im allgemeinen durch Auftrocknen der im flüssigen Zustand aufgebrachten und möglichst gleichmäßig verteilten Zurichtmittel.
Zweck der Zurichtung
Um die Probleme der Lederzurichtung zu erfassen, muss man zunächst Aufschluss darüber erlangen, warum Leder zugerichtet wird und welchen Zweck die Zurichtbehandlung zu erfüllen hat. Wenn Leder nach dem Gerben, Färben und Fetten getrocknet ist, hat es noch nicht den verarbeitungsfertigen Zustand erreicht. Es muss noch veredelt werden, damit es ein zum Kauf anregendes, gefälliges Aussehen und die Lederoberfläche besondere, auf den jeweiligen Verwendungszweck abgestimmte Eigenschaften erhält.
Durch die Möglichkeit, dass bei der Zurichtung sehr verschiedenartige Substanzen auf das Leder aufgetragen und dass unterschiedliche maschinelle Behandlungen vorgenommen werden können, lässt sich das Aussehen der Lederoberfläche in weiten Grenzen beeinflussen. Farbtöne, einheitliche Farbfläche oder verschiedenartige Musterung, glatte oder genarbte Oberfläche, Hochglanz, Seidenglanz, Matteffekt oder kombinierte Glanz-Matt-Wirkung (Spitzenglanz), glatter und trockener oder wachsig-schmalziger Griff sind ebenso Auswirkungen der Zurichtung wie brillantes und lebhaftes oder gedecktes und ruhiges, einfarbiges oder mehrfarbiges Aussehen der Lederoberfläche.
Die Zurichtschichten können in ihrem Aufbau und auch in ihren Eigenschaften von dem Verhalten des Leders stark abweichen. Sie können die Eigenschaften des Leders weitgehend verändern, je nachdem, wie intensiv sie die Lederoberfläche beschichten und abschließen. Zugerichtetes Leder ist daher fast immer weniger nässeempfindlich und weniger wasserdurchlässig als unzugerichtetes. Es verschmutzt weniger und lässt sich leichter reinigen; bei geeigneter Zurichtart kann es sogar gewaschen werden, ohne sein ursprüngliches Aussehen zu verändern.
Weiteres Ziel der Zurichtung ist es, nachteilige Eigenschaften des Leders zu verbessern. Ungleichmäßige, wolkige Färbungen oder Stellen mit dunklem Untergrund sollen egalisiert, modische Schwankungen der Farbtöne sollen möglichst gleichartig wiederkehrend über die gesamte Lederfläche verteilt werden. Weißes oder hellfarbiges Leder soll möglichst weitgehend lichtbeständig werden und buntfarbiges Leder soll bei gemeinsamer Verarbeitung mit weißem Leder nicht auf dieses abfärben. Das Narbenbild soll möglichst feinporig aussehen und Narbenschäden sollen möglichst unsichtbar gemacht werden. Dem Zurichteffekt sind jedoch Grenzen gesetzt.
Narbenschäden lassen sich zwar durch starkes Beschichten überdecken, doch geht der Ledercharakter immer mehr verloren, und das Leder kann meistens um so weniger beansprucht werden, je stärker die Oberfläche beschichtet wird.
Zweck und Wert des Zurichteffekts liegen in der Veredlung des Leders. Die Zurichtung sollte deshalb darauf abgestimmt sein, der Lederoberfläche die gewünschten Eigenschaften zu erteilen und dabei das natürliche Aussehen des Leders nicht nur weitgehend zu erhalten, sondern es womöglich noch besonders hervorzuheben.
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