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Enzymäscher

Die Eiweißstoffe der Oberhaut und der Haare sind nicht nur durch chemische Mittel zerstörbar, sondern auch durch geeignete eiweißlösende Enzyme.

Die ursprüngliche Art der Haarlockerung war wohl die Ausnutzung der Oberhaut- und haarlockernden Wirkung durch den Fäulnisprozess, der sogenannten „Schwitze“. Hierbei ließ man die natürlich auf der Haut vorkommenden und auch sonst immer überall vorhandenen Fäulnisbakterien auf das Hautmaterial einwirken, wobei die Fäulnisbakterien sowohl die Eiweißstoffe der Oberhaut und der Haare als auch das Kollagen und die nichtledergebenden Eiweißstoffe der Lederhaut angreifen. Da die Eiweißstoffe der Oberhaut und der Haare (vor allem das Präkeratin) hierbei leichter zerstört werden, erfolgt zuerst eine Haarlockerung (siehe Fäulnis bei der Konservierung), dann aber auch ein gewisser Angriff der anderen Eiweißstoffe, so auch des Kollagens, und zwar in unkontrollierbarem Ausmaß. Vor allem aus letzterem Grund suchte man nach einer sichereren Arbeitsweise der enzymatischen Haarlockerung. Heute wird nur noch durchgeführt: Die Haarlockerung mit künstlich gewonnenen Enzympräparaten.

Auch hier erfolgt im eigentlichen Sinn ein ähnlicher Vorgang wie bei der Schwitze, mit dem Unterschied, dass hier gezielt wirkende Enzyme eingesetzt werden, d. h. solche Enzyme, die lediglich das Präkeratin der Oberhaut und Haare zerstören und kaum einen Kollagenangriff ergeben.

Diese Arbeitsweise der enzymatischen Haarlockerung wird heute vorwiegend zur Wolle- und Haargewinnung bei der Bearbeitung von Schaf- bzw. Ziegenfellen eingesetzt. Bei der Bearbeitung von Rindshäuten ist heute immer noch die enzymatische Haarlockerung sehr wenig im Einsatz.

Die Arbeitsweise:

Lösungen der Enzympräparate werden entweder auf die flach ausgebreitete Haut von der Haarseite aus aufgesprüht oder im Faß oder einem anderen Arbeitsgefäß eingewalkt. Über die hier einzusetzende Enzympräparatemenge ist keine Angabe zu machen, da diese von der Art der Enzympräparate stark abhängt. Nach dem Einarbeiten der Enzympräparate in das Hautmaterial wird dieses entweder flach ausgebreitet in warmen Räumen bei einer Temperatur von 30° C oder unter zeitweiligem Bewegen und möglichster Beibehaltung von 30° C im Arbeitsgefäß behandelt, Die Haarlockerung ist so weit zu führen, dass nach der Enthaarung von Hand auf dem Gerberbaum oder durch die Enthaarmaschine etwa 5 - 10 % der Haare auf der Haut verbleiben.

Die Dauer für diese Behandlung richtet sich ebenfalls nach der Art des eingesetzten Enzympräparates, sie kann inkl. Weichprozess, den man ebenfalls enzymatisch durchführt, bis zu 8 Stunden, aber auch bis zu 23 Stunden benötigen.

Da das Hautmaterial bei der enzymatischen Behandlung keinen Hautaufschluss und keine Quellung erhalten hat und außerdem noch eine gewisse Menge an Haaren am Hautmaterial verblieben sind, muss ein Nachäscher angeschlossen werden. Dieser Nachäscher setzt sich zusammen aus Weißkalk und geringen Mengen an Anschauungsmitteln, hauptsächlich Schwefelnatrium. Letzteres wird in Mengen von 0,5 - 1 %, bezogen auf Hautgewicht, eingesetzt. Die Dauer des Nachäschers richtet sich nach dem verwendeten Hautmaterial, aber vor allem nach der Lederart, die man daraus herstellen will und entspricht etwa derjenigen Dauer, die bei der Schwöde für den Nachäscher angegeben worden ist.



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lederherstellung/aescher/enzymaescher.txt · Zuletzt geändert: 2019/04/26 19:40 von admin