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Auslaugung von Gerbmittel
Bei den alten Gerbmethoden erfolgte die Auslaugung der zerkleinerten pflanzlichen Gerbmittel in einfachster Weise, in der sogenannten offenen Extraktion. Hierbei wurde das entsprechend vorbereitete Gerbmaterial in Holzbottichen mit heißem Wasser übergossen und dabei die löslichen Bestandteile herausgelöst, sodann die Brühe abgepumpt und anschließend die erst einmal ausgelaugte Lohe erneut mit Wasser versetzt, bis der größte Teil der Gerbstoffe extrahiert ist. Nach diesem Verfahren, das man als offene Extraktion bezeichnet und das sehr unwirtschaftlich arbeitet, erhält man nur schwache Gerbstoffauszüge. Erst der Einsatz mehrerer solcher Gefäße, die man zu einer Auslaugebatterie zusammenschloss, ermöglichte die Herstellung gerbstoffreicher Brühen.
Aufgrund jahrelanger Erfahrungen erfolgt heute die bestmöglichste Auslaugung von Gerbmitteln in Extraktfabriken in geschlossenen Diffusionsbatterien, die ein rationelles Arbeiten gewährleisten. Diese Aggregate bestehen in der Regel mindestens aus 6, mitunter auch aus 8-12 großen Auslaugegefäßen aus Holz, Kupfer oder Stahl, sogenannten Extrakteuren, die nach einem System so verbunden sind, dass man die jeweils anfallenden Brühen des einen Gefäßes zweckentsprechend in das Nachbargefäß oder in jedes beliebige Gefäß umpumpen bzw. Überdrücken kann.
Die Auslaugung der Gerbmittel geht nach dem Prinzip des Gegenstroms vor sich. Dieses besteht darin, dass zum Extrahieren des frischen Gerbmaterials eine fast gesättigte Gerbstoffbrühe verwendet wird, dieses Material alsdann fortlaufend mit Brühen abnehmender Konzentration und schließlich der fast ausgelaugte Rückstand zur völligen Auslaugung mit reinem Wasser zusammengebracht wird. So befindet sich in diesem schlechtesten Bottich das am stärksten ausgelaugte Gerbmaterial (auch Lohe genannt), während der beste Bottich mit frischem, noch nicht ausgelaugtem Material beschickt ist. Im Ablauf der Extraktion wird das frische Wasser stets auf den Bottich, der das am längsten ausgelaugte Gerbmittel enthält, geleitet, wobei es hierbei noch die letzten auslaugbaren Gerbstoffe herauslöst und durchläuft dann kontinuierlich die aneinandergeschlossenen Bottiche dem stets weniger ausgelaugten Extraktionsgut entgegen, bis es dann als immer mehr mit Gerbstoff
angereicherte, hochkonzentrierte Brühe den mit frischem Gerbmaterial gefüllten Bottich erreicht.
Durch kontinuierliche Fortsetzung dieser Arbeitsweise wandert das zu extrahierende Gerbmittel während einer Auslaugung dem frischen Wasser entgegen und verlässt den letzten Bottich am Ende der Batterie als ausgelaugte Rinde, während am entgegengesetzten Ende nach der Auslaugung bei der Entleerung des Bottichs der Brüheninhalt als stärkste, d. h. als gerbstoffreichste und hochkonzentrierte Gerbstoffbrühe abgezogen wird.
Im Laufe der Extraktion nimmt die Stärke der Brühe und deren Dichte gleichmäßig zu, bis das frische, gerbstoffreichste Gerbmaterial von derselben erreicht worden ist.
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