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Anilin - Anilinleder - Semianilin - Semianilinleder - gedeckte pigmentierte Leder

Anilin

Der Begriff „Anilin“ bezieht sich beim Leder auf die transparente Färbung mit Farbstoffen die keine Abdeckung der sichtbaren Haarlöcher oder der Oberfläche zur Folge haben und das natürliche Narbenbild / Porenbild oder die natürliche Oberfläche des Leders nicht abdecken.

Versuche die Verwendung des Begriffes „Anilin“ bei Leder durch z. B. „naturbelassenes Leder“ zu ersetzen, um eine Verwechselung mit dem Blutgift Anilin zu vermeiden, sind wegen der festen Etablierung des Begriffes als Synonym für eine transparente Färbung im Volksmund, gescheitert. Somit ist auch noch heute der Begriff Anilin oder Anilinleder sowohl in der Deutschen Sprache als auch in entsprechende Übersetzungen in andere Sprachen ein traditionell fest verankerter Fachbegriff.

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Anilinleder

Das sind nach den Gerbprozessen im Rahmen der Naßzurichtung mit löslichen Farbstoffen gefärbte Leder. Die Farbstoffe können durch das Einlegen der Leder in die Farbflotte (z. B. im Faß) oder durch das Aufbringen einer konzentrierteren Farbflotte auf die Oberfläche(n) - durch die Kopffärbung- von der Lederfaser aufgenommen und gebunden werden. Die Narbenoberfläche der Leder liegt frei vor und zeigt das natürlichste Aussehen. Damit verbunden ist aber auch, daß Veränderungen auf der Narbenoberfläche des Leders (Naturmerkmale und Schäden) ebenso vorhanden sein können wie gewisse leichte Unregelmäßigkeiten in der Oberflächenfarbe (sowohl bei Natur- als auch bei Anilinledern).

Anilin - Anilinleder - Semianilin - Semianilinleder - gedeckte pigmentierte Leder

Nappaleder - Anilin, Semianilin und pigmentiert

Als Nappaleder werden alle Lederarten für verschiedene Verwendungszwecke bezeichnet, die verglichen mit ihrer traditionellen Lederart für den jeweiligen Verwendungszweck, den weicheren geschmeidigeren Ledertyp darstellen. So findet man Nappaleder ausgehend von unterschiedlichen Basishärten oder Basisweichheiten wie z.B. Oberledernappa, Möbelledernappa und Polsterledernappa, Bekleidungsledernappa und Handschuhledernappa als die wichtigsten Vertreter der Nappaleder.

Ein besonderes und unverwechselbares Merkmal dieser unterschiedlich weichen Nappalederarten ist deren Narbenunversehrtheit, d.h. die Vollnarbigkeit und Vollständigkeit des Narbens bzw. der natürlichen Porung. Die Veränderung, bzw. Dezimierung oder Aufrauung des Narbens/natürliche Porung durch unterschiedliche Maßnahmen ist unzulässig für die Bezeichnung als Nappaleder. Die Bezeichnung Nappaleder hat keinen Einfluss auf die Menge der Pigmentierung (Einschränkung oder Obergrenze ist definiert in RAL 060-A2, „Abgrenzung des Begriffes Leder gegenüber anderen Materialien, Bezeichnungsvorschriften“) und der Transparenz des jeweiligen Nappaleders. Die Transparenz, d.h. die Sichtbarkeit der natürlichen Porung/Narbung wird mit der Zusatzbezeichnung Anilin, Semianilin und pigmentiertes Leder geregelt und lässt in allen Fällen die Zusatzbezeichnung Nappa zu.

Daraus kann beispielsweise Anilinleder „Nappaleder naturbelassen“, Semianilinleder „Nappaleder leicht pigmentiert“ oder pigmentiertes Leder „Nappaleder pigmentiert“ resultieren. Darum wird in diesem Zusammenhang auch die Notwendigkeit der Existenz des Narbens im Besonderen deutlich. Die Zulässigkeit der Bezeichnung Anilinleder oder Nappaleder naturbelassen, als ein durchgefärbtes Leder, dessen natürliche Porenstruktur (Narbenbild) deutlich und vollständig erkennbar ist, wird dadurch unmissverständlich klar und schließt das Fehlen des Narbens definitiv aus. Anilinleder oder Nappaleder naturbelassen kann einen nicht pigmentierten Oberflächenüberzug aufweisen, der aber keinesfalls zur Abdeckung oder Einschränkung der Sichtbarkeit der natürlichen Porenstruktur (Narbenbild) führt. Die Bezeichnung Semianilinleder oder Nappaleder leicht pigmentiert basiert ebenfalls auf der Narbenunversehrtheit, d.h. auf der Vollnarbigkeit und Vollständigkeit des Narbens, bzw. der natürlichen Porung, lässt aber die teilweise Abdeckung durch z.B. Pigmente zu, so dass die unversehrte natürliche Porenstruktur zumindest deutlich erkennbar bleibt. Das pigmentierte Leder oder Nappaleder pigmentiert basiert ebenfalls auf der Narbenunversehrtheit, d.h. auf der Vollnarbigkeit und Vollständigkeit des Narbens, bzw. der natürlichen Porung, lässt aber die totale und vollständige Abdeckung durch z.B. Pigmente zu, so dass die unversehrte natürliche Porenstruktur zwar unter dieser Schicht unangetastet vorhanden ist, aber durch die Oberflächenbehandlung nicht mehr sichtbar ist. Die Notwendigkeit einer Prägung zur Gestaltung der Oberfläche nimmt zwar mit steigendem Pigmentanteil und dadurch steigender Abdeckung des Narbens/der natürlichen Porung zu, kann aber unabhängig von den Bezeichnungen Nappa, Anilin, Semianilin oder pigmentiert vom Kunden gewünscht, bzw. ausgeführt werden.

Ein ebenfalls unverwechselbares Merkmal aller Nappaleder ist die erforderliche Durchfärbung, die sogar beim Oberledernappa üblich ist. Darum ist in der Fachsprache das Nappaleder seit Erfindung der Chromgerbung fest mit der Durchfärbung verankert. Ausnahme sind nur die Nappaleder, deren ungefärbter Lederquerschnitt Ton in Ton mit zugerichteten, oder mit naturbelassenen Oberflächen übereinstimmt. Die Einhaltung dieser Richtlinien und des fachlichen Grundsatzes, bzw. der beruflichen Gepflogenheit, schützt den Kunden nach einer leichten bis schweren oberflächlichen Beschädigung seines Nappaleders vor zu starken farblichen Unterschieden und erweckt dadurch den Eindruck eines zähen und strapazierfähigen Leders mit hoher Qualität. Die Notwendigkeit der Chromgerbung bei einem Nappaleder ist nicht gegeben, wenn die zuvor erwähnten Eigenschaften des Nappaleders in der Gesamtheit auch auf die chromfreie Variante zutreffen und eingehalten werden.

Da die Nappalederproduktion ihren traditionellen Ursprung in der Erfindung und Anwendung der Chromgerbung als Gerbstoff, bzw. Nachgerbstoff auf Glacé – vegetabil kombiniert gegerbten Handschuhledern (Dongola) – erfahren hat, ist es ebenso eine fachlich begründete Tradition, also Usus die chromfreien Nappavarianten auch als „chromfreie Nappaleder“ zu bezeichnen. Es ist nicht nur von besonderer Wichtigkeit den Kunden über die Chromfreiheit des Nappaleders zu informieren, sondern auch das fachliche Empfinden warenehrlich auf die chromfreie Nappavariante hinzuweisen. Letzteres geschieht allerdings ausschließlich freiwillig in Form der Anerkennung fachlich begründeter Regeln und des Respekts vor einer ursprünglich handwerklichen Gemeinschaft des Berufsstandes.


Aufbau der Zurichtung als Zeichnung

Aufbau der Zurichtung als Zeichnung



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