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Beize

Verfahrensbeschreibung

Beize

Die Beize soll Epidermis-, Haar- und Pigmentreste entfernen und einen zusätzlichen Hautaufschluß bewirken. Außerdem werden nichtkollagene Eiweißbestandteile entfernt.

Verwendete Gefäße: Haspel, Mischer oder Fässer.

Die Abläufe haben einen pH-Wert zwischen 7 und 8. Die Inhaltsstoffe sind lösliche Kalksalze und lösliche Eiweißstoffe, sowie Pigmente.

Mit den Spülwässern ergibt sich hier ein Wasserverbrauch, der bei 5 cbm/to Rohware liegt.


Alte Beizverfahren (traditionelle Betrachtung)

Die traditionelle Beize / selber hergestellte Beizen für die Lederherstellung.

Wer Leder (kein Pelz) herstellen möchte braucht für eine gleichmäßige Weichheit und störungsfreie Gerbung den Prozess der Beize. Dafür kann man industriell hergestellte Beizenzyme verwenden oder Beizenzyme selber herstellen (Selbergerber) Nach dem erfolgreichen Enthaaren der Häute werden die nun nackten Häute (keine Haare mehr vorhanden) Blößen genannt die nun gebeizt werden können.

In der Praxis werden die verschiedensten Arten von Beizen angewendet, wobei jeder Praktiker von den Vorzügen seiner Beize fest überzeugt und schwer von seiner Überzeugung abzubringen ist. Die gebräuchlichsten, sind die Vogelmistbeize, aus Tauben- und Hühnerkot hergestellt, die KIeienbeize, aus Weizenkleie, die Hundekotbeize und schließlich die aus beiden kombinierte Beize.

a) Die Vogelmistbeize

Zur Herstellung der Vogelmistbeize wird der Mist mit kochendem Wasser übergossen oder direkt mit Dampf aufgekocht, die Abkochung 1/2 Tag zugedeckt stehen gelassen und dann das ganze filtriert, damit kein Schmutz, Sand etc. mit in die Beize kommt.

Beim Frischanrühren der Beize rechnet man ca. 50 kg Tauben- resp. Hühnermist auf 500 Liter Wasser. Das heiße Wasser wird direkt mit dem Tauben- resp. Hühnermist intensiv mehrere Stunden verrührt. Das Aufkochen und Durchsieben ist erforderlich. Es empfiehlt sich dann die Beize mind. 1 Tag erkalten zu lassen.

Zum Gebrauch wird diese Lösung wieder auf 30 °C angewärmt. Man benötigt etwa 18 % dieser Beizlösung bezogen auf das Gewicht der Haut / Blöße. Die notwendige Wassermenge die dann mit den 18 % Beizlösung und der Haut benötigt wird richtet sich nach der Menge der Häute / Blößen, die stets bedeckt mit Wasser sein sollten. Die Häute bleiben so lange darin, bis sie genügend verfallen sind, was in einem Zeiträume von 16 - 18 Stunden geschehen kann (je nach Hautdicke), je nach der Jahreszeit, der Temperatur- bzw. den Witterungsverhältnissen, der Konzentration der Beize und der Wasserbeschaffenheit. Danach werden die Blößen 1x in warmem Wasser von 30 °C abgespült und dann mind. 2x mit kaltem Wasser (18-20°C).

Prüfung der Beize - Verfallen der Blößen

Das Verfallen der Blößen wird durch die Luftblasenprüfung ermittelt. Dazu wird die Blöße zu einer Blase so eng gewrungen, das die Luft im inneren der Blase nach außen austreten muss und kleine Luftbläschen auf dem äußeren Blasenmittelpunkt erkennbar sind.

b) Die Kleienbeize

Dieselbe wird von Weizenkleie bereitet, und es empfiehlt sich, zum Beizen zwei Gefäße zu benutzen. Die frischen Häute kommen in die alte, schon gebrauchte Beize und werden nach ca. 10 Stunden in die frisch angesetzte Beize übergesetzt. Die alte Beize wird dann abgelassen und wieder frisch hergestellt.

Auf diese Weise ist ein Matt- oder Stippigwerden (kleine helle Flecken) der Häute weniger zu befürchten. Die Kleienbeize ist in der Handhabung bedeutend schwieriger als die Mistbeize. Namentlich im Sommer muss man sehr aufmerksam sein. Vor allem bei Gewitterluft gerät die Kleienbeize leicht in eine sehr intensive Gärung, und die Häute erleiden, wenn sie annähernd durchgebeizt sind und nicht sofort aus der Beize genommen werden, leicht Schaden. Eine derartig übergegangene Beize ist nicht mehr zu gebrauchen und muss entsorgt werden.

Zur Herstellung der Kleienbeize werden auf 10 kg Hautmaterial (Blößen) 250 g - 300 g Weizenkleie auf 10 Liter Wasser genommen, und zwar setzt man die Weizenkleie tags zuvor in heißem Wasser an. Als Ferment kann man Brühe aus der alten Beize nehmen oder auch etwas Sauerteig (50 g).

Man benötigt etwa 26 % dieser Beizlösung bezogen auf das Gewicht der Haut / Blöße. Die notwendige Wassermenge die dann mit den 26 % Beizlösung und der Haut benötigt wird richtet sich nach der Menge der Häute / Blößen, die stets bedeckt mit Wasser sein sollten.Vor dem Gebrauch wird die Beize mit der entsprechenden Menge Wasser, welches auf 30 ° C erwärmt wurde, verdünnt.

Die Beizoperation selbst soll nicht länger als 20 Stunden dauern. Danach werden die Blößen 1x in warmem Wasser von 30 °C abgespült und dann mind. 2x mit kaltem Wasser (18-20°C).

Das Verfallen der Blößen wird durch die Luftblasenprüfung ermittelt. Dazu wird die Blöße zu einer Blase so eng gewrungen, das die Luft im inneren der Blase nach außen austreten muss und kleine Luftbläschen auf dem äußeren Blasenmittelpunkt erkennbar sind.

c) Die Hundekotbeize

Die durchschnittliche Zusammensetzung des Hundekots:

Wasser 85%
Organische Substanzen, lösliche 3%
Organische Substanzen, unlösliche 7%
Mineralische Substanzen, unlösliche 4%
Mineralische Substanzen, lösliche 1%

Ammoniak ist im allgemeinen nur selten nachweisbar, häufig dagegen Amine, d. h. Verbindungen, welche sich vom Ammoniak in der Weise ableiten, dass ein, zwei oder alle Wasserstoffatome durch organische Radikale ersetzt sind.

Die Amine sind entstanden durch Zersetzung von Eiweißsubstanzen, sie bewirken ein Verfallen der Haut. Schrumpfend wirken auch die Chloride (Kochsalz); unwesentlich für die Wirkung sind die gebundenen organischen Säuren; günstig aber und verfallend wirken die Aminosäuren.

Die in Schwellung befindliche und dem Lösen nahe Hautsubstanz wird durch die Wirkung der Beize verflüssigt und tritt mit dem Schleim aus, worauf die Blöße verfällt. Die Ausführung ist fast genau wie bei der Vogelmistbeize.

d) Kombinierte Beize

wird aus Mist und Kleie zusammengemischt. Man brüht Weizenkleie mit heißem Wasser ab und setzt dann gleiche Teile klare Mistbrühe zu.

Die Weizenkleie ist vor dem Gebrauch von allen Mehlteilchen zu reinigen, und zwar geschieht dieses auf folgende Weise: Die Kleie wird in einem geräumigen Fass mit kaltem Wasser angerührt, die schwere Kleie setzt sich dabei zu Boden und das leichte Mehl schwimmt obenauf. In entsprechender Höhe vom Boden des Fasses sind einige Löcher angebracht, durch die man das mehlige Wasser abfließen lassen kann, sobald sich die Kleie zu Boden gesetzt hat. Diesen Vorgang wiederholt man einige Male, bis die Kleie mehlrein ist. Erst die so gereinigte Kleie wird mit heißem Wasser abgebrüht, und wenn sie etwas abgekühlt ist, mit klarer Taubenmistbrühe versetzt und dann noch zwei Tage stehen gelassen. Durch die Mistbeize, die als Ferment dienen soll, tritt Gärung ein, die nicht sauer, andererseits aber auch nicht so stark faulig sein soll, wie dies bei reiner Mistbeize der Fall.

Die Beize ist sehr mild, soll aber trotzdem gründlich wirken, die Häute halten es in dieser Beize deshalb länger aus, als in reiner Beize. Dies verdient besonders Beachtung bei starken Blößen, welche schwer in kurzer Zeit sich durchbeizen lassen. Die stark konzentrierten, wie auch sehr warmen Beizen, welche man sonst zu diesem Zwecke anwendet, greifen die Außenflächen der Blößen wohl stark und rasch an, den Kern aber nicht genügend, weshalb ein richtiges Durchbeizen meist nicht stattgefunden hat.Temperatur und Behandlungsweise sind analog den anderen Beizen.


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