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Weichmachen nach der Trocknung durch Anfeuchten - Stollen – Schlichten – Millen und Walken

Durch die Trocknung entsteht in den Ledern eine Faserverspannung, die um so größer ist, je schneller die Trocknung erfolgte und die Fläche dabei ausgespannt wurde. In diesem verspannten Zustand liegen die Leder glatt und faltenfrei vor und bieten sich geradezu an, als Flächenwerkstoffe behandelt und weiter verarbeitet zu werden. Bei den standigeren Lederarten für den Schuhoberbau oder den Täschnerledern wird man auch so verfahren. Bei den weichen Lederarten ist es zweckmäßiger, diese Verspannung zu lösen, um über die gesamte Lederfläche gleichmäßige Bedingungen für die Zurichtung zu schaffen. Die Beseitigung der Verspannung durch die Trocknung erfolgt in mechanischen Arbeitsgängen, wobei die Fasern durch Bewegung so viel Spielraum erhalten, dass sie sich etwas zusammenziehen und eine lockere Stellung einnehmen können.

Damit die Fasern möglichst leicht aneinander gleiten können, ist ein Feuchtigkeitsgehalt der Leder von ca. 23 % vorteilhaft. Diese Feuchtigkeit kann auf unterschiedliche Weise eingestellt werden. Es ergeben sich somit zwei Teilschritte für diese Arbeiten:

  1. Anfeuchten der getrockneten Leder
  2. Weichmachen

Anfeuchten der getrockneten Leder:

Das Anfeuchten hat die Aufgabe, die ganze Fläche und den ganzen Querschnitt der Leder gleichzeitig auf einen gewünschten Feuchtigkeitsgehalt zu bringen. Dazu kann man die Leder einem der folgenden Arbeitsgänge unterziehen.

Einspänen:

Einspänen bedeutet, dass die Leder ausgebreitet und mit angefeuchteten Sägespänen bedeckt werden. Um Platz zu sparen, legt man Leder und Späne schichtweise in Stapeln bis zu 80 cm Höhe aufeinander. Während ca. 16 Stunden, meist über Nacht, nimmt das Leder so viel Feuchtigkeit aus den Spänen auf, bis überall ein gleiches Maß erreicht ist (Gleichgewicht).

Klimatisieren:

Beim Klimatisieren werden die Leder in Kammern eingebracht, eventuell aufgehängt oder durchlaufen an Fördereinrichtungen Kammern, in die Wasserdampf oder nebelartig zerstäubtes Wasser eingeblasen wird. Die Leder nehmen die Feuchtigkeit bis zum gewünschten Grad in kurzer Zeit auf.

Anfeuchten:

Beim Anfeuchten wird die notwendige Wassermenge auf die Leder aufgespritzt, aufgebürstet oder durch Walzen auf getragen. Nach einiger Zeit hat sich das Wasser weit gehend im Leder verteilt, doch ist die Gleichmäßigkeit nicht immer gewährt.

Weichmachen:

Das Weichmachen durch Bewegung der Fasern gegeneinander wird je nach Lederart unterschiedlich intensiv durchgeführt. Besonders weiche Lederarten werden dabei stärker bearbeitet als dickere und standigere Lederarten. Dementsprechend sind die Bezeichnungen dieser Arbeiten verschieden.

Stollen:

Das Stollen auf der Armstollmaschine, auf der Universalstollmaschine oder auf der Vibrationsstollmaschine lockert die Fasern dadurch, dass die Leder in verschiedenen Richtungen gedehnt werden. Diese Dehnung darf aber nicht zu bleibenden Verformungen führen.

Schlichten:

Das Schlichten ist auch heute noch Handarbeit und erfordert einige Übung. Die Leder werden in den Schlichtrahmen oder Schlichtbaum eingespannt und zum frei hängenden Ende mit dem scharfkantigen Schlichtmond (für dünnes Leder) oder dem Streckeisen (für dickere Leder) auf der Fleischseite ausgestrichen. Dann müssen sie gedreht und erneut eingespannt werden, um die Seite bearbeiten zu können, die zuvor im Rahmen festgespannt war.

Millen und Walken:

Das Millen und Walken wird gerne für Rauleder und Spalte sowie weichen Nappaledern eingesetzt. Dabei kommen die Leder in ein schmales Fass mit großem Durchmesser und werden bei hohen Drehzahlen (16 - 22 min-1) trocken gewalkt. Dieses Verfahren ist besonders rationell, weil nicht jedes Leder einzeln bearbeitet werden muss. Durch die Beladungsmenge und die Laufzeit kann die weichmachende Wirkung gesteuert werden.



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